ROSTOCK (BLK) – Mit mehreren Lesungen an verschiedenen Orten wird von Sonntag (5. Oktober 2008) an den Schriftsteller Walter Kempowski gedacht, der am 5. Oktober 2007 im Alter von 78 Jahren starb. Der in Rostock geborene Kempowski galt als einer der bedeutendsten deutschen Autoren der Gegenwart. Bundespräsident Horst Köhler hatte ihn als „Volksdichter im besten Sinne des Wortes“ geehrt. Veranstaltungen sind in Rostock, Görlitz und Nartum geplant.
Die Hansestadt Rostock will nach Angaben der Stadtverwaltung eine Woche lang in die Zeit Wilhelms II. „eintauchen“: In Bibliotheken, Buchhandlungen, Kirchen oder auch in Straßenbahnen soll aus dem Buch „Aus großer Zeit“, dem ersten Band von Kempowskis „Deutscher Chronik“, gelesen werden. Darin beschreibt der Rostocker Ehrenbürger die Jugend seines Vaters Karl Kempowski und das Leben in der großbürgerlichen Reederfamilie im Rostock der Jahrhundertwende bis hin zum Ende des Ersten Weltkriegs.
Den Auftakt macht eine Veranstaltung in der St. Marienkirche am Sonntag (5. Oktober 2008). Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels unterstützt die Lesewoche mit 7.500 Euro. Auch die Witwe des Schriftstellers, Hildegard Kempowski, wird Veranstaltungen von „Rostock liest Kempowski“ besuchen. Zum 80. Geburtstag des Autors ist 2009 an der Universität Rostock das internationale Symposium „Bürgerliche Repräsentanz – Erinnerungskultur – Gegenwartsbewältigung“ geplant.
In Görlitz beginnt ebenfalls an diesem Sonntag (5. Oktober 2008) eine Non-Stopp-Lesung aus seinem Lebenswerk „Echolot“. Innerhalb des Festivals „KUNSTverFOLGEN“ sollen alle zehn Bände hintereinander ohne Unterbrechung Tag und Nacht vorgetragen werden. 100 Interessierte, die aus dem Werk lesen werden, haben sich laut Veranstalter bereits gefunden. 200 sollten es angesichts des Umfang sein. Notfalls lesen die Organisatoren, sagt Kulturreferentin Agnieszka Mazur.
Eine Woche ist für das ungewöhnliche Projekt im Görlitzer Bahnhof angesetzt. Der Ort war während des Krieges Durchgangsstation für Millionen Menschen auf dem Weg gen Osten und nach Kriegsende vom Osten in den Westen. Im „Echolot“ hatte Kempowski Briefe, Tagebücher, Bilder und Aufzeichnungen verarbeitet, die den Alltag und historische Ereignisse aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges darstellen.
Im letzten Wohnort des Schriftstellers in Nartum (Niedersachsen) veranstaltet die Kempowski-Stiftung zusammen mit der „Zevener Zeitung“ eine Matinee zum ersten Todestag. Freunde und Wegbegleiter wollen im „Haus Kreienhoop“ aus Werken Kempowskis lesen. (dpa/bah)
Literaturangaben:
KEMPOWSKI, WALTER: Das Echolot. Abgesang’45. Ein kollektives Tagebuch. Btb Verlag, München 2007. 491 S., 12 €.
- :Aus großer Zeit. Btb Verlag, München 1996. 447 S., 9,50 €.
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