BERLIN (BLK) - Der Hollywoodschauspieler Rupert Everett (50) sieht eine zunehmend gleichgültige Einstellung zum Thema Aids in den westlichen Ländern. Besonders junge Leute dächten häufig, die Immunschwächekrankheit sei inzwischen behandelbar und daher nicht mehr so schlimm, sagte Everett in Berlin. „Diese Einstellung ist gefährlich.“ In seiner nun auf Deutsch erschienen Autobiografie „Rote Teppiche und andere Bananenschalen“ geht das Thema Aids wie ein roter Faden durch die Kapitel über Sex, Drugs und Rock'n'Roll im Showgeschäft. Bekannte und Freunde Everetts, der früh seine Homosexualität bekanntgemacht hatte, starben in den 80er und 90er Jahren an der Immunschwäche.
Zwar sei das massenhafte Sterben Hiv-Infizierter in Afrika und Asien in den Medien präsent, das sei in den Augen vieler Europäer aber weit weg, sagte der 50-Jährige. „Die stecken den Kopf in den Sand und sagen, was geht mich das an?“ Die westlichen Länder hätten eine Verantwortung für die mitunter katastrophalen Zustände bei der Versorgung Aids-Kranker in der Dritten Welt. Allerdings dürften Erste-Welt-Länder nicht Entwicklungshilfe zahlen und dann ihre Verpflichtung beim Thema AIDS gewissermaßen „abhaken“. Auch im westeuropäischen Inland müssten Aids-Projekte wieder stärker unterstützen werden. „Aids ist immer noch da, auch wenn die Schwerkranken nicht mehr in der Öffentlichkeit zu sehen sind.“
Einen Grund für die gesunkene Aufmerksamkeit für Aids sieht Everett in der jungen Generation, die den Schock der 1980er Jahre, „als die Gefahr uns alle bis ins Mark erschüttert und verunsichert hat“, nicht erlebt hat. Die Jungen seien mit dem Thema HIV aufgewachsen, die Gefahr sei für sie gewissermaßen Normalität. Man müsse den jungen Leuten die Gefahren von Aids wieder mehr vor Augen führen.
Everett wurde mit „Die Hochzeit meines besten Freundes“ (1997) bekannt, später spielte er in Oscar-Wilde-Verfilmungen wie „Ernst sein ist alles“ (2002) mit. In seiner stellenweise überaus humorvollen Autobiografie erzählt er von dem exzentrischen Leben von Madonna oder Sharon Stone, aber auch von der düsteren Seite des Showgeschäfts - dazu zählen die Aids-Toten in seinem Bekanntenkreis. (dpa/wer)