BERLIN/REINBEK (BLK) - Der Rowohlt Verlag wird Mario Vargas Llosas neuen Roman „El Sueño del Celta“ („Der Traum des Kelten“) doch nicht veröffentlichen. Das teilte der Verlag aus Reinbek bei Hamburg am Donnerstag (18.02.2011) mit.
„Rowohlt konnte sich zuletzt nicht mehr entschließen, die Zusammenarbeit noch zu beginnen“, heißt es in der Verlagsmitteilung. Unklar ist, was den Verlag zu seinem Rückzieher bewogen hat. Offen auch: Was wird Llosa nun tun?
Der Suhrkamp Verlag teilte am Freitag mit, er wolle nun Vargas Llosas neues Buch verlegen. „Wir wollten das Buch zu jedem Zeitpunkt, daran hat sich nichts geändert“, sagte Pressesprecherin Tanja Postpischil der Nachrichtenagentur dpa. „Wir werden mit der Agentur und mit dem Autor sprechen.“ Suhrkamp ist seit mehr als drei Jahrzehnten Vargos Llosas Hausverlag in Deutschland. Die Ankündigung, Rowohlt wolle den neuen Roman „Der Traum des Kelten“ herausbringen, hatte deshalb für erheblichen Wirbel gesorgt. Der Rückzieher von Rowohlt kam offenbar auch für Suhrkamp überraschend.
Im November war bekannt geworden, dass der peruanische Schriftsteller den Suhrkamp Verlag verlassen und seinen nächsten Roman im Herbst 2011 bei Rowohlt herausbringen werde. Die Entscheidung über den Verlagswechsel war im August 2010 nach einem Treffen mit Rowohlt-Verleger Alexander Fest gefallen.
„Nach dem Nobelpreis scheint Mario Vargas Llosa die Dinge anders bewertet zu haben“, teilte der Rowohlt Verlag jetzt mit. Dies sei in einem persönlichen Brief des Schriftstellers zum Ausdruck gekommen, der im November veröffentlicht worden war.
In seinem neuen Buch erzählt Vargas Llosa vom Leben des irischen Diplomaten Roger Casement (1864-1916), der Anfang des 20. Jahrhunderts die Gräueltaten im Kongo während der Kolonial-Herrschaft des belgischen Königs Leopold II. sowie später die Ausbeutung der Indios bei der Kautschuk-Gewinnung im Amazonasgebiet anprangerte. Auf die Geschichte des Diplomaten sei er zufällig bei der Lektüre einer Biografie des Schriftstellers Joseph Conrad gestoßen, sagte Vargas Llosa im Oktober.
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„Casement war einer der ersten Europäer, der sich der Übergriffe des Kolonialismus bewusst wurde und diese öffentlich verurteilte“, ergänzte er. „El sueño del celta“ ist Vargas Llosas erster Roman in vier Jahren. Zuvor hatte er „Das böse Mädchen“ veröffentlicht.
Vargas Llosa wurde am 28. März 1936 in Arequipa (Süd-Peru) geboren. Die Hälfte seiner Erwachsenenjahre hat der berühmteste Autor Perus in Europa und Nordamerika gearbeitet. Er wird deshalb oft als „europäisch“ denkender Schriftsteller bezeichnet. Er sei allerdings mit ganzer Seele Lateinamerikaner, der sich in Europa ebenso zu Hause fühle, sagte er einmal. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter 1995 der Cervantes-Preis und 1996 der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Vargas Llosa führt eine Art Nomadenleben: Er bewohnte nach eigenen Angaben mehr als 40 Häuser. (mas)