BOCHUM (BLK) – Ohne eine Oper startet die Ruhrtriennale in das Übergangsjahr nach dem Tod der designierten Intendantin Marie Zimmermann. „Für solch ein Stück reichte die Zeit nicht“, sagte der bisherige Intendant Jürgen Flimm, der das Übergangsgremium an der Festivalspitze beim Spielplan 2008 beraten hat. Zu sehen sind acht Uraufführungen, darunter zur Eröffnung die Roman-Inszenierung „Vergessene Straße“ des niederländischen Regisseurs Johan Simons. Darin leben die Anwohner einer durch Bauarbeiten von der übrigen Stadt isolierten Sackgasse wie in einem eigenen Staat aber nach anarchistischen Grundsätzen zusammen.
Der gebürtige Oberhausener Christoph Schlingensief kommt erstmals mit einem Stück über Kirche und Angst. Die Festivalleitung verspricht ein „Gesamtkunstwerk aus Bildern, Litaneien und Ritualen“ in einer ehemaligen Gebläsehalle im Duisburger Norden, die Schlingensief als Kirchenraum präsentieren will.
Das 12-Millionen Euro-Festival in ausrangierten Fabrikhallen des Ruhrgebiets (22. August bis 5. Oktober) beschäftigt sich mit dem Leitthema Fremdheit und Emigration, womit auch die Fremdheit sich selbst gegenüber gemeint ist, wie Flimm sagte. So plant etwa der Sänger und Regisseur Schorsch Kamerun ein Theaterprojekt mit Musik nach Gedichten des Schriftstellers Rolf Dieter Brinkmann. Thema sei die tägliche Verunsicherung im Alltag, in diesem Fall im Ruhrgebiet, sagte Kamerun. Dazu würden 100 Laienmitspieler aus Gladbeck gesucht.
Der Amsterdamer Regisseur Ivo van Hove präsentiert eine moderne Adaption des düsteren Bruder- und Gastarbeiterfilmes von Luchino Visconti „Rocco und seine Brüder“ – der Anstoß zur Inszenierung stammt wie bei dem Stück „Die Nacht“ des 2001 gestorbenen Schriftstellers Einar Schleef noch von Marie Zimmermann. „Wir haben viel von ihren Vorbereitungen übernommen“, sagte Flimm, der selbst inzwischen die Salzburger Festspiele leitet. Die designierte Festivalleiterin, die unter Depressionen litt, hatte sich im Frühjahr 2007 das Leben genommen. 2009 übernimmt als neuer Intendant der Ruhrtriennale der Kölner Opernregisseur Willy Decker die Leitung. (dpa/wip)
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