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Sammelrezension: Belletristik

Neue Bücher von Nury Vittachi und Torsten Krol

© Die Berliner Literaturkritik, 07.09.09

Der Fengshui-Detektiv im Auftrag Ihrer Majestät“

„Fengshui-Detektiv“ ist wieder unterwegs - dieses Mal sogar „im Auftrag Ihrer Majestät“. Für den klammen C.F. Wong, eigentlich Experte in Sachen fengshuigerechter Innenarchitektur und Protagonist in Nury Vittachis Krimi-Serie, kommt der Job gerade rechtzeitig. Die Briten wollen das modernste Flugzeug an China verkaufen, natürlich mit Fengshui-Schnick-Schnack an Bord. Wie stets wird es blutig - und Wong muss sich wieder auf die Suche machen nach einem Mörder. Auch Ölmagnaten lässt Vittachi auftreten und grüne Aktivisten bekommen ihr Fett ab. Bevor Wong aber all die negativen Energieströme am fliegenden Tatort wieder in die rechte Bahn gelenkt hat und es zum Handschlag mit der Queen kommt, wird der Leser mit kriminellem Spürsinn und allerlei literarischem Slapstick unterhalten und nicht ganz unabsichtlich immer wieder an die guten alten Bond-Filme erinnert. Das kommt ab und zu der Karikatur gleich und ist sicherlich weniger etwas für den Freund biederer Krimi-Nahrung als für diejenigen, die sich abwechslungsreich unterhalten lassen wollen.

 

Absurdes unter Pseudonym in „Kleine Kannibalen“

Welcher Schriftsteller sich hinter dem Pseudonym Torsten Krol verbirgt, darüber darf gerätselt werden. Einige munkeln, dahinter verberge sich Kult-Autor Stephen King. Wie auch immer, die Geheimnistuerei sollte niemanden davon abhalten, den neuen Roman Krols zu lesen. Ich-Erzähler Erich Linden, ein 16-jähriger Halbwaise, flieht nach dem Zweiten Weltkrieg mit seiner Mutter und dem kleinen Bruder zum Onkel in Südamerika. Allerdings stranden die drei nach einer Notlandung im Urwald, Eingeborene kommen zur Rettung, sie verehren die Fremden zunächst als halbgötterähnliche Wesen. Doch bald kommt es nicht nur zwischen den fremden Kulturen zu Spannungen, sondern auch in der Familie. Es beginnt ein physischer und psychischer Überlebenskampf abseits der Zivilisation. Dann stellt sich auch noch heraus, dass der Onkel ein ehemaliger SS-Arzt ist, der Menschenversuche durchgeführt hat. An die bitterböse Satire „Callisto oder die Kunst des Rasenmähens“ kann der überbordende Nachfolge-Roman „Kleine Kannibalen“ zwar nicht heranreichen, aber die Geschichte unterhält bestens.

 

Vom Sterbebett ins Wien von heute: „Herr Mozart wacht auf“

Eben noch lag er auf dem Sterbebett, schon findet sich Wolfgang Amadeus Mozart im 21. Jahrhundert wieder. Nun versucht er sich in Eva Baronskys literarischer Zeitreise „Herr Mozart wacht auf“ zurechtzufinden in einem modernen Wien ohne Kutschen und Kerzen. Das einstige Wunderkind scheitert an U-Bahnen und fehlenden Papieren, nur ein polnischer Stehgeiger hilft ihm, indem er ihn aufnimmt, und ein Mädchen, in das sich der Casanova verliebt. Und natürlich dient ihm die Musik als Kompass in der fremden Welt. Ausgerechnet beim Jazz bleibt er hängen, er komponiert, tritt als Jazzmusiker auf und wird auch als klassischer Pianist engagiert. Geradezu federleicht und fantasievoll vermengt die Autorin zwei Welten: Sie nutzt Mozarts rätselhaften Tod und sein unvollendetes Requiem als eine Art roten Faden und vermeidet es, zu arg ins Groteske oder Absurde abzurutschen. Liebevoll zeichnet sie ihren leichtfüßigen Helden, der die modernen Komponisten heranzieht, um sein eigenes musikalisches Geschick noch zu vertiefen.

 

Liebe und anderer Schlamassel“ als leichte Lektüre

„Liebe und anderer Schlamassel“ stellt Ilan Heitner in den Mittelpunkt seines neuen gleichnamigen Romans. Sein Held Amir reist als Student von Tel Aviv nach New York, um dort an einer Filmschule zu studieren. In der Mega-Stadt irrt er umher, er feiert und verliebt sich in Philly. Amir jagt seiner Herzensdame hinterher, er brennt für sie und feiert mit ihr. Bis beide Francesca kennenlernen, die sie gleichzeitig verführt. Als Amir nicht verheimlicht, das ihm nach dem Sex zu dritt im Drogenrausch die Fremde eher zugesagt hat als die eigene Freundin, verlässt ihn Philly. Amir kehrt zurück nach Tel Aviv, führt dort ein wildes Leben durch alle Betten - und kann Philly trotzdem nicht vergessen. Seine Gier wird ihm zum Verhängnis. Am Ende steht er alleine da, als Opfer seiner Leidenschaften und Fantasien - aber das muss nicht gleich traurig stimmen. (dpa/beh)

Literaturangaben:

VITTACHI, NURY: Der Fengshui-Detektiv im Auftrag Ihrer Majestät. Unionsverlag, Berlin 2009. 253 S., 19,90 €.

KROL, TORSTEN: Kleine Kannibalen. Karl Blessing Verlag, München 2009. 432 S., 22,95 €.

BARONSKY, EVA: Herr Mozart wacht auf. Aufbau-Verlag, Berlin 2009. 320 S., 19 €.

HEITNER, ILAN: Liebe und anderer Schlamassel. Kein & Aber Verlag, Zürich 2009. 288 S., 18,90 €.

Weblinks:

Unionsverlag

Karl Blessing Verlag

Aufbau-Verlag

Kein & Aber Verlag


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