Mord im Urlaubsidyll: „Weiße Stille“
Die Irin Alex Barclay hatte sich vorgenommen, vor Vollendung ihres dreißigsten Lebensjahres einen Thriller vorzulegen - und dies bereits mit ihrem Erstling „Schattenturm“ geschafft. „Weiße Stille“ ist nun ihr drittes Buch: Im malerischen Ski-Gebiet von Breckenridge (Colorado) wird auf einem Gletscher die Leiche einer Frau gefunden. Die Ermittlungen des als Routinefall eingestuften Mordes übernimmt FBI-Agentin Ren Bryce, die ein großes psychisches Problem hat, das sie geheim hält. Eines Tages wird sie neben ihren erschossenen Kollegen gefunden, die Tatwaffe in der Hand. Es sieht so aus, als habe Ren ihr gesamtes Team umgebracht. Zumal sie auch noch verschwiegen hatte, dass die Gletschertote ihre Freundin war. Der Roman ist hoch spannend, die verzwickte Story löst sich am Ende in einem überzeugenden Schluss auf.
Loests Erzählung „Wäschekorb“ lässt die Vergangenheit nicht ruhen
Erich Loest lässt die Vergangenheit nicht ruhen. Auch in seiner jüngsten Erzählung „Wäschekorb“ geht er auf Spurensuche in der deutschen Geschichte. Wie so oft geht es ihm dabei um die Opfer von Ideologien und politischen Allmachtsfantasien. Seine Hauptfigur Bernhard Kielmann ist ein in die Jahre gekommener Schriftsteller. Nach vielen Jahren nimmt er sich noch einmal ein Thema vor, das er lange vergessen hatte: das Schicksal des Kommunisten Paul Böttcher und seines Bekannten Wolfgang Veith. Böttcher war ein gläubiges Opfer des Stalinismus. In Moskau wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg zu Zwangsarbeit verurteilt, in der DDR nie wirklich rehabilitiert. Veith setzte sich zwar nach Westberlin ab, wurde aber von der Stasi entführt, landete ebenfalls hinter Gittern und gab Böttcher die Schuld daran. Der Fall ist authentisch, was die Lektüre noch interessanter macht. (dpa/hel)
Literaturangaben:
BARCLAY, ALEX: Weiße Stille. Luebbe Verlag, Bergisch Gladbach 2009, 381 S., 16,95 €.
LOEST, ERICH: Wäschekorb. Steidl Verlag, Göttingen 2009, 109 S., 9,90 €.
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