BERLIN (BLK) - Das Berliner Haus der Kulturen der Welt will eine Diskussion mit Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin absagen, wenn dabei keine politische Gegenstimme zu Wort kommt. Das Haus teilte am Mittwoch (25.8) mit, Sarrazin und sein Verlag hätten die Einladung eines kritischen Gesprächspartners abgelehnt. „Bleibt es bei dieser Haltung, wird die Veranstaltung bei uns nicht stattfinden“, sagte Intendant Bernd M. Scherer. Neben Sarrazin, dessen neues Buch gerade für Kontroversen sorgt, und dem Moderator soll ein politisches Gegenwicht mit auf dem Podium sitzen. Das ist die Bedingung.
Die Deutsche Verlags-Anstalt (DVA) widersprach der Darstellung. Das Internationale Literaturfestival Berlin habe mit dem Verlag vereinbart, dass die Veranstaltung eine Buchpräsentation mit einem moderierten Gespräch werde. „Wir möchten uns keine Bedingungen diktieren lassen vom Hausherren, der nicht der Veranstalter ist - und das so kurzfristig“, sagte DVA-Sprecher Markus Desaga. Sarrazin werde sich selbstverständlich der Diskussion stellen - auch im Gespräch mit politischen Gegnern. Beim Literaturfestival werde Fernsehjournalist Christhard Läpple mit auf dem Podium sitzen.
Sarrazin („Deutschland schafft sich ab“) hatte im Rahmen des Literaturfestivals am 25. September zum Thema „Zukunft Deutschland“ sprechen sollen. Das Haus der Kulturen der Welt halte die kritische Auseinandersetzung mit seinen „polemischen Thesen“ für notwendig, auch wenn sie völlig konträr zu Grundhaltung des Hauses seien, sagte Scherer. Durch Sarrazins ablehnende Haltung werde die gewünschte Form der Auseinandersetzung jedoch konterkariert. „Das können wir nicht tolerieren“, so der Intendant.
Sarrazin, früher Finanzsenator (SPD) in Berlin, sorgt immer wieder mit provokanten Thesen über Einwanderer für Aufsehen. Gegen seine Einladung auf das Festival hatte der Migrationsrat Berlin-Brandenburg Protest eingelegt. (dpa/kor)
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