BOGOTÁ (BLK) - Die vor fast 30 Jahren von einem Bewunderer Jean-Paul Sartres in Paris gestohlene Grabplatte des französischen Philosophen und Schriftstellers (1905-1980) ist im südamerikanischen Kolumbien wieder aufgetaucht. Die in vier Teile zerbrochene, etwa 20 mal 30 Zentimeter große Steinplatte mit der Inschrift „Jean-Paul Sartre 1905 – 1980“, wurde am Samstag (20.3.) in der Stadt Cali im Südwesten des Landes ausgestellt. Sie war im Nachlass des kolumbianischen Schriftstellers Arnulfo Valencia von Familienangehörigen zwischen Büchern versteckt gefunden worden. Seine Tochter Tania Valencia sagte im Fernsehen, ihr Vater habe ihr kurz vor seinem Tod von der Grabplatte erzählt.
Ein Freund Valencias, der Schriftsteller William Ospina, erzählte während der Ausstellung der Grabplatte, Valencia habe ihm schon vor langer Zeit erzählt, die Grabplatte bei einem Besuch in Paris vom Grab Sartres auf dem Friedhof Montparnasse gestohlen zu haben. Allerdings habe er immer gedacht, Valencia habe einen Witz gemacht, sagte Ospina. Wahrscheinlich habe Valencia gar nicht gewusst, was er mit dem Stein anfangen sollte und ihn wohl nur geklaut, weil er „etwas so eng mit dem von ihm bewunderten Sartre Verbundenes“ wie den Grabstein besitzen wollte.
Die Platte soll nun eventuell versteigert werden und der Erlös einem Fonds für Poesie in Cali zugutekommen, sagte ein anderer Freund Valencias, der Dichter José María Borrero. Die ursprüngliche Idee, die Grabplatte der französischen Regierung mit einem Entschuldigungsbrief zurückzuschicken, sei inzwischen aufgegeben worden. Auf dem Grab Sartres steht schon lange ein gemeinsamer Stein für den Philosophen sowie dessen 1986 gestorbene Lebensgefährtin, die Schriftstellerin, Philosophin und Feministin Simone de Beauvoir. (dpa/sch)