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„Satanische Verse“ – Zentralrat der Muslime rät zur Gelassenheit

Gegen den indisch-britischen Autor Salman Rushdie besteht seit 1989 ein Todesurteil

© Die Berliner Literaturkritik, 28.03.08

 

POTSDAM (BLK) – Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat dazu aufgerufen, gelassen mit der Aufführung der islamkritischen „Satanischen Verse“ am Potsdamer Hans Otto Theater umzugehen. Das Theaterstück nach dem Buch des Religionskritikers Salman Rushdie wird am Sonntag (30. März 2008) in Potsdam uraufgeführt. Der Stoff sei noch immer geeignet, Religionsanhänger insgesamt und Muslime im Besonderen zu beleidigen, sagte der Generalsekretär des Zentralrats, Aiman Mazyek, Radio Multikulti vom Rundfunk Berlin-Brandenburg. „Aber entgegen der weit verbreiteten Meinung hat sich inzwischen ein Großteil der Muslime in der Welt gegen die Zensur ausgesprochen.“

Mazyek kritisierte, dass die Beleidigung des Islam heutzutage gerne als Werbe-Möglichkeit genutzt werde. Gerade aus diesem Grunde dürfe man sich nicht „beleidigt in die Ecke stellen“. „Ich rate daher, den kritischen, den konstruktiven Dialog zu führen.“ Dabei sollte man ganz deutlich machen: „Meinungs- und Kunstfreiheit – ein hohes Gut; aber das Beleidigen von Heiligem in einer Religion gehört nicht zu unseren Werten.“

Dagegen bezeichnete der „Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland“ die Bühnenfassung als Provokation. „Es wird offenbar immer mehr Mode, den Islam zu beleidigen“, sagte Ali Kizilkaya, Vorsitzender des Vereines, der „Schweriner Volkszeitung“. Die Kunst- und Kulturfreiheit sei „ein wichtiges Gut“, es gebe aber ebenso das Gebot des Respekts.

In jüngster Zeit seien zunehmend Provokationen zu erleben, die über die normale Auseinandersetzung hinausgingen, sagte Kizilkaya. Mit der Potsdamer Bühnenfassung werde nach den Mohammed-Karikaturen, dem „Idomeneo“-Streit und der „Surrend“-Ausstellung jetzt „etwas Altes wieder aufgekocht“. Solche Provokationen seien dem gegenseitigen Vertrauen der Religionen nicht zuträglich, mahnte Kizilkaya.

Der Vorsitzende des Vereins „Muslime in Potsdam“, Abd-El Razik Said, sagte den „Potsdamer Neuesten Nachrichten“, die Aufführung könne der Beginn einer Diskussion sein. Er fühle sich nicht durch die Aufführung beleidigt.

Das Potsdamer Polizeipräsidium kündigte eine verstärkte Präsenz rund um das Theater an. „Wir haben aber bislang keine konkreten Hinweise auf irgendwelche Gefährdungen“, sagte Polizeisprecher Rudi Sonntag. Außerdem seien weder Demonstrationen noch Kundgebungen angemeldet.

Gegen den indisch-britischen Autor Salman Rushdie besteht seit 1989 ein Todesurteil des damaligen iranischen Staatschefs Khomeini, weil er in den „Satanischen Versen“ von 1988 angeblich den Islam verunglimpft haben soll. Khomeini hatte auch ein Kopfgeld in Millionenhöhe auf den Schriftsteller ausgesetzt.

Am Beispiel von zwei in London lebenden Exil-Indern, den Schauspielern Gibril und Saladin, philosophiert Rushdie über die Bedeutung von Religion und Mystik, von Macht und Geld, von Realismus und Utopie, von Liebe und Tod. Die Hauptakteure „überleben“ zu Beginn den Absturz eines von Terroristen gesprengten Flugzeugs – Gibril wird zum Engel, Saladin zum satyrhaften Satan. (dpa/wip)


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