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Schäuble und Türkische Gemeinde rufen Türken zu mehr Engagement auf

Integration und Bildung sei keine ethnische, sondern soziale Frage

© Die Berliner Literaturkritik, 16.10.08

 

FRANKFURT AM MAIN (BLK) – Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) und die Türkische Gemeinde in Deutschland haben Zuwanderer aufgerufen, mehr Interesse an der Ausbildung ihrer Kinder zu zeigen und sich in Elternbeiräte wählen zu lassen. „Geht rein, engagiert euch!“, sagte Schäuble am Mittwoch (15. Oktober) auf der Frankfurter Buchmesse. Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde, Kenan Kolat, sagte: „Mein Traum ist, in den Schulen den Anteil der türkischstämmigen Elternvertreter dem Anteil der türkischstämmigen Schüler anzupassen.“ Die Türkei ist Gastland der weltgrößten Bücherschau.

In einer Diskussion mit jungen Migrantinnen erklärte Schäuble, es sei erfreulich, dass immer mehr ältere Zuwanderer Deutsch-Kurse besuchten. „Die Einsicht, dass man nicht nur bei den Jungen, sondern auch in der Generation der Älteren ‚was tun kann’ und was tun muss und sich stärker engagieren muss, nimmt deutlich zu.“ In einem „nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung türkischer Abstammung“ gebe es in der dritten Generation jedoch größere Integrationsprobleme als in der zweiten.

Nach Kolats Ansicht hat neben den Eltern auch der Staat eine Bringschuld für eine erfolgreiche Integration: Die vergleichsweise schlechten schulischen Leistungen von Migrantenkindern seien in erster Linie kein ethnisches, sondern ein soziales Problem. 80 Prozent der türkischstämmigen Bevölkerung in Deutschland gehörten der Unterschicht an, aber nur 13 Prozent der Deutschen. Kolat sprach sich für ein zweigliedriges Schulsystem mit kleineren Klassen und flächendeckender Ganztagesbetreuung aus.

Die türkischstämmige Islamkritikerin Necla Kelek forderte die Schulen auf, die Eltern „ganz klar“ auf die geltenden Regeln hinzuweisen. Die Migrantenkinder hätten „ein Recht auf Kindheit“ und „ein Recht, ihre Persönlichkeit bilden zu dürfen“. Dazu gehöre, sich an Klassenfahrten zu beteiligen und nicht schon mit sechs Jahren ein Kopftuch tragen zu müssen. „Es ist nicht alles Bereicherung, was Menschen nach Deutschland mitbringen“, sagte Kelek. Auf der Buchmesse stellt sie in dieser Woche ihr neues Buch „Bittersüße Heimat. Bericht aus dem Inneren der Türkei“ vor. (dpa/lhe/mir)

Literaturangaben:
KELEK, NECLA: Bittersüße Heimat. Bericht aus dem Inneren der Türkei. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2008. 176S., 16,95€.

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