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Schriftsteller Sombart in Frankreich gestorben – Europa und Eros

Von seinem frühen Mentor, dem Staatsrechtler Carl Schmitt, distanzierte er sich im Laufe seines Lebens

© Die Berliner Literaturkritik, 07.07.08

 

BERLIN / PARIS (BLK) – Der Schriftsteller und Kultursoziologe Nicolaus Sombart, der mit dem Band „Jugend in Berlin 1933-1944“ einen großen Erfolg hatte, ist tot. Der 85-Jährige sei am Freitag (4. Juli 2008) in der Nähe von Straßburg gestorben, bestätigte der Verleger des Transit Buchverlages, Rainer Nitsche, am Sonntag (6. Juli 2008) in Berlin der dpa Medienberichte vom Wochenende. Der Verlag hatte 2006 das letzte größere Werk von Sombart herausgebracht, „Rumänische Reise – Ins Land meiner Mutter“. Sombart, zuletzt sehr hinfällig, sei vor etwa einem halben Jahr von Berlin nach Straßburg gezogen, wo er Angehörige gehabt habe.

Der Sohn des Soziologen und Wirtschaftswissenschaftlers Werner Sombart war in Berlin aufgewachsen und hat als junger Mann mehrere Jahre in Paris gelebt, wo er an seiner nie vollendeten Habilitation arbeitete. Nach dem Krieg gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der literarischen „Gruppe 47“. Zusammen mit Alfred Andersch und Hans Werner Richter publizierte er die Zeitschrift „Ruf“.

Sombarts umfangreiches Werk enthält neben soziologisch durchwirkten autobiografischen Schriften („Lehrjahre in Paris 1951- 1954“, „Rendezvous mit dem Weltgeist. Heidelberger Reminiszenzen 1945-1951“) auch Studien über die Geschichte des Kapitalismus und erotische Gedichte und Essays. Von seinem frühen Mentor, dem Staatsrechtler Carl Schmitt, distanzierte er sich später. 1991 veröffentlichte er eine Studie über ihn mit dem Titel „Carl Schmitt – ein deutsches Schicksal zwischen Männerbund und Matriarchatsmythos“, die Schmitt die Ablehnung alles Weiblichen vorwirft.

In den 1980er Jahren kam Sombart als Fellow am Wissenschaftskolleg Berlin und Lehrbeauftragter an der Freien Universität Berlin. Sein Thema war Gesellschaft und Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Er war bestrebt, Kulturwissenschaften und Künstlertum mit seinem persönlichen Lebensstil zu verbinden. Nach seiner Pensionierung als Leiter der Kulturabteilung des Europarates – er hatte 30 Jahre in Straßburg gearbeitet – zog er zurück in seine Heimatstadt Berlin. Dort lebte er in einer museal eingerichteten riesigen Altbauwohnung nahe dem Kurfürstendamm als freier Dozent und Autor. Mehr als 20 Jahre lang öffnete er seine Wohnung jeden Sonntag in der Tradition des klassischen Salons als Begegnungsort für Wissenschaftler, Studenten, Freunde und Künstler. Bekannt war er auch für seine sonntäglichen Intellektuellen-Treffen in seinem Haus in Berlin.

Anlässlich seines 80. Geburtstags wurde Sombart zum Kommandanten der französischen Ehrenlegion ernannt. (dpa/wip)


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