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Sechs lesenswerte Neuerscheinungen

Von Lebensläufen, Reisen und Motorrädern

© Die Berliner Literaturkritik, 11.01.10

Sehr früh und wohlgesonnen: Buch über Christian Kracht

Autor Christian Kracht ist 43 Jahre alt - und besitzt bereits seine ersten Biografen. Vielleicht, weil er so eine streitbare literarische Person ist, vielleicht auch, weil sich in seinem bisherigen Leben so vieles deuten lässt. Der Schweizer tritt bisweilen auf wie ein überbewerteter Internatsschnösel, für andere wiederum schreibt er Bücher, die in der deutschen Gegenwartsliteratur einen zentralen Platz einnehmen. Der Pop-Literat schreibt über ferne Länder oder deutsche Yuppies und hat nebenbei ein Zeitschriftenprojekt „Der Freund“ aus der Taufe gehoben. Und er polarisiert. Johannes Birgfeld und Claude D. Conter widmen sich in „Christian Kracht: Zu Leben und Werk“ dem Autor und seinem Repertoire. Sie holen dazu etliche Literaturwissenschaftler, Dramaturgen, Schriftsteller und Journalisten mit ins Boot, darunter Krachts Freund Eckhardt Nickel. Während dieser die Freundschaft mit dem schillernd-schrägen Freund literarisch aufarbeitet, nehmen die anderen Autoren vor allem das Werk Krachts mit wohlwollender Kritik unter die Lupe.

Fiktive Erinnerungen von Schottlands Reise - Sindbad Lithgow

Ganze 36 000 Meilen will William Lithgow (1582-1645) zurückgelegt haben, oft alleine, zu Fuß oder per Schiff, wobei er nicht selten gejagt, vertrieben, gefoltert und geschunden wurde. Seemannsgarn vergangener Tage? Egal, unter dem Titel „Die
wundersamen Irrfahrten des William Lithgow“ lädt Herausgeber Roger Willemsen zum Verweilen ein bei den heldenhaft-grausigen Reiseerlebnissen seines schottischen Helden, die mit Illustrationen von Papan ausgeschmückt sind. Für Lithgow muss das Reisen - so er denn tatsächlich derart unterwegs war - eine Tortur gewesen sein. Er war Gewalt jeglicher Art bis hin zur Folter unter der spanischen Inquisition ausgesetzt, er erlitt bei seinen drei Reisen kreuz und quer durch Europa, nach Arabien, Ägypten und Abessinien Schiffbruch und Fieber, und blieb dennoch ein Stehaufmännchen. Wer's glaubt, der kann mit Lithgow und seinen 400 Jahre alten Erinnerungen, mit dem gallig-schwarzem Humor, der Polemik, dem Eigensinn und den Vorurteilen der damaligen Zeit selig werden. Und wer ihn Scharlatan schimpft und seinen Bildern aus fernen Zeiten und Ländern nicht den Glauben schenken mag, den er sich damals erhoffte, der wird einfach nur glänzend unterhalte.

Bundespolitik als witziges Familienquiz

Welche Spitznamen hatten die Bundeskanzler? Wie wird der Bundespräsident gewählt? War Gerhard Schröder jemals Verteidigungsminister? Schröder übte dieses Amt tatsächlich aus - nämlich der CDU-Politiker Schröder in den 60er Jahren. Ebenso lehrreich wie leichtfüßig kommt das neue Büchlein „Herrschaften - was
Sie schon immer über den Bundestag wissen wollten“ daher. Hunderte Fragen und Antworten zwischen Gemeinschaftskunde-Stunde und Spielespaß haben die Autoren und Zeichner Frank Stiefel, Timo Kühn und Matthias Dietzel in einem Berliner Kleinverlag zu einem reich gefüllten Schatzkästlein zusammengestellt - garniert mit Dutzenden treffsicheren und witzigen Karikaturen. Ein Büchlein zum Schmökern
oder für einen Quizabend mit politischem Aha-Effekt.

40 Jahre „Jumbo“ - die Boeing 747 

Mit dem Großraumjet A 380 hat Airbus ein neues Kapitel der zivilen Luftfahrt eröffnet. Und doch bleibt es die historische Pioniertat des Rivalen Boeing, vor 40 Jahren mit der Entwicklung der 747 das interkontinentale Reisen zu einem erschwinglichen Massenphänomen gemacht zu haben. In ihrem großformatigen Bildband „Boeing 747“ erzählen die französischen Autoren Frederic Beniada und Michel Fraile nicht nur die Geschichte des „Jumbo“, sondern betten sie ein in die Chronik des Flugzeugbauers Boeing und den Triumphzug der amerikanischen Fluggesellschaft Pan American (PanAm). Sie setzte in ihrer weltweiten Expansion ganz auf die 747 und nahm dafür erhebliche finanzielle Risiken in Kauf. Am 22. Januar 1970 fliegt ein erster PanAm-Jumbo unter dem Namen „Clipper Younger“ von New York nach London. Damit ist der Gigant der Lüfte nicht mehr aufzuhalten. Über 1600 Exemplare werden bis heute ausgeliefert und machen Boeing - mangels Konkurrenz in dieser Flugzeugkategorie - zum lange Zeit erfolgreichsten Hersteller der Welt. PanAm allerdings treibt die Abhängigkeit von den großen 747-Kapazitäten 1991 in den Konkurs. Auch Boeing spürt angesichts des neuen Wettbewerbsdrucks durch den Airbus A 380, dass die große Zeit der 747 vorbei ist. Mit der neuen B 787 „Dreamliner“ wollen die Amerikaner wieder am europäischen Rivalen vorbeiziehen.

Die Motorrad-Ikonen der Vorkriegszeit

Mit BMW findet sich in Deutschland nur noch ein namhafter Motorradhersteller. Der Weltmarkt ist seit Jahrzehnten in den Händen der japanischen Massenhersteller Honda, Yamaha, Suzuki und Kawasaki. Dass war einmal ganz anders. In den 1920er Jahren war etwa DKW im sächsischen Zschopau der größte Kraftrad-Produzent der Welt. Die Maschinen von NSU, Wanderer, Bayerland, Ardie oder D-Rad genossen
international einen Ruf wie eine britische Triumph oder amerikanische Indians und Harley-Davidsons. In seinem Band „Motorrad-Ikonen“ stellt Stefan Knittel 50 Zweirad-Legenden aus der Zeit zwischen 1902 bis 1939 vor. Die liebevoll restaurierten Exemplare wurden von Fotografin Brigitta König so in Szene gesetzt, dass auch mechanische Details in ihrer ganzen Meisterschaft beeindrucken

Plädoyer für eine verantwortungsvolle Supermacht USA

Wer gestaltet die multipolare Welt nach dem Ende des Kalten Krieges? Hans-Erich Kiehne beantwortet diese Frage entlang von Brennpunkten der Weltpolitik - Nahostkonflikt, Kampf um natürliche Ressourcen und atomare Rüstung - eindeutig. Nur die USA mit ihrer wirtschaftlichen und militärischen Macht dürfte dazu in der Lage sein, argumentiert der langjährige politische Beobachter in seinem Buch „Die USA und die multipolare Welt“. Aber nicht in imperialer Manier, so ist er überzeugt, sondern in Partnerschaft nicht nur mit den anderen Weltmächten China und Russland, sondern allen Staaten. Dabei dürften westliche Demokratie und Achtung der Menschenrechte nur vorgelebt werden. „Nichts mehr kann diesen Ideen schaden, als sie mit Gewalt anderen Völkern aufzwingen zu wollen“, ist sein Resümee. Die vielfältig gegliederte Arbeit erlaubt es, die Ursprünge politischer Konfliktlinien in der globalisierten Welt und Lösungsmöglichkeiten zu erkennen.

Literaturangabe:

BIRGFELD, JOHANNES; CONTER, D. CLAUDE: Christian Kracht: Zu Leben und Werk. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2009. 285 S., 19,95 €.

WILLEMSEN, ROGER: Die wundersamen Irrfahrten des William Lithgow. Mare Verlag, Hamburg 2009., 352 S., 24,00 €.

STIEFEL, FRANK; KÜHN, TIMO; DIETZEL, MATTHIAS: Herrschaften - was
Sie schon immer über den Bundestag wissen wollten. Stroh und Flausen Verlag, Berlin 2009. 160 S., 15,00 €.

BENIADA, FREDERIC; FRAILE, MICHEL: Boeing 747. Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2009. 184 S., ca. 140 Fotos, 49,90 €.

KNITTEL, STEFAN: Motorrad-Ikonen. Delius Klasing Verlag, Bielefeld 2009. 240 S., 515 Farbfotos, 39,90 €.

KIEHNE, HANS-ERICH: Die USA und die multipolare Welt. AT Edition, Berlin 2009. 223 S., 13,90 €.

Weblink:

Verlag Kiepenheuer & Witsch

Mare Verlag

Stroh und Flausen Verlag

Delius Klasing Verlag

AT Edition


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