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Sex außer Kontrolle

„Control Freak“ - das Debüt von Christa Faust

© Die Berliner Literaturkritik, 14.01.10

Von Axel Bussmer

Letztes Jahr eroberte Christa Faust mit ihrem Hard-Case-Crime-Debüt „Hardcore Angel“ die Herzen der Pulp-Fans. Jetzt sorgt der Rotbuch-Verlag mit „Control Freak“ für den sehnlich erwarteten Nachschub.

In diesem bereits 1998 erschienenen Debütroman erzählt Christa Faust von der jungen Krimiautorin Caitlin McCullough, die nach einem bestialischen Mord in der New Yorker Sadomaso-Szene in ebendiese eintaucht. Sie will den Mord aufklären und wird mit ihrer eigenen Sexualität konfrontiert. Denn sie muss feststellen, dass ihr die Rollenspiele gefallen und sie Talent zur Domina hat. Sie lässt ihr altes Leben immer mehr hinter sich und der Krimiplot – immerhin erschien der Roman in der Reihe „Rotbuch Krimi“ - wird immer unwichtiger.

Über viele Seiten bewegen sich die Ermittlungen von Caitlin und der Polizei überhaupt nicht voran. Dafür erfährt Caitlin viel über verschiedene Sexualpraktiken, verliebt sich und spielt Domina.

Das erinnert auf den ersten Blick etwas an ihr letztes Buch. „Hardcore Angel“ spielt in Hollywood in der Welt der Pornofilmer und der Prostitution. Faust charakterisierte ihren Krimi und die Heldin treffend und durchaus selbstironisch als „Mike Hammer mit Titten“.

Ihr Debüt ist dagegen der „Direct-to-DVD-SM-Sexthriller der Woche“ und nach dem grandiosen Pulp „Hardcore Angel“ eine Enttäuschung. Denn es hat mit den Problemen eines Debüts zu kämpfen: einige Erzählstränge verlieren sich im Nichts, einige Entwicklungen sind vor allem von „Kommissar Zufall“ initiiert. Christa Faust hat ihre Stimme als Schriftstellerin noch nicht gefunden.

Außerdem ist Caitlin McCullough, im Gegensatz zu „Hardcore Angel“  Angel Dare, ein papierner Charakter: jung, sportlich, gutaussehend (auch wenn sie ihren Busen für zu klein hält) und mit einem Freund, der ihr per Computer alle nötigen Informationen, auch aus den geheimsten Datenbanken, besorgen kann. Das erinnert dann eher an die Hausausgabe von James Bond als an eine sich in den zwanzigern befindende Schriftstellerin, die in New York mit finanziellen Problemen kämpft. 

Aber der Vergleich von „Control Freak“ und „Hardcore Angel“ zeigt auch, wie sehr Christa Faust in den vergangenen zehn Jahren als Schriftstellerin wuchs. Für ihren vorletzten Roman, den nicht übersetzten Filmroman „Snakes on a Plane“, erhielt sie den Scribe Award. „Hardcore Angel“ wurde für mehrere renommierte Krimipreise nominiert und erhielt den Crimespree Award und den Spinetingler Award in der Kategorie „Rising Star“.

 

Literaturangabe:

FAUST, CHRISTA: Control Freak. Übersetzt aus dem Englischen von Gerold Hens. Rotbuch Verlag, Berlin 2009. 320 S., 16,90 €.

Weblink:

Rotbuch Verlag

 

 


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