GREIFSWALD (BLK) – Die in Weimar geborene Autorin Sibylle Berg ist Trägerin des diesjährigen Wolfgang-Koeppen-Literaturpreises. Der mit 5000 Euro dotierte Preis wurde am Montagabend (23. Juni 2008) in der Hansestadt Greifswald, dem Geburtsort Wolfgang Koeppens, an die Schriftstellerin, Essayistin und Dramatikerin verliehen. Berg wurde von Bartholomäus Grill vorgeschlagen, der den Preis 2006 erhalten hatte. Grill würdigte Berg als Autorin, die mit scharfer und zugleich selbstironischer Feder wie keine andere deutschsprachige Schriftstellerin die Seelenverwüstungen im „veloziferischen Zeitalter“ der Globalisierung seziere. „Wolfgang Koeppen würde sie gerne lesen!“
Die Hansestadt Greifswald stiftet seit 1998 den Literaturpreis, der alle zwei Jahre an Autoren verliehen wird, die „unbeirrt von Mode und Zeitgeist und mit sozialer Sensibilität“ am Projekt der literarischen Moderne fortschreiben. Wolfgang Koeppen (1906-1996) gilt als ein wesentlicher Vertreter der Moderne in Deutschland. Greifswalds Oberbürgermeister Arthur König (CDU) würdigte den besonderen Tonfall Bergs, „der menschlich, ach zu menschliche Schwächen in den Mittelpunkt setzt und diese in einer gekonnten Provokationssprache umsetzt“. Berg sei „Abrechnungs- und Verpackungskünstlerin“ zugleich, die vor nichts Halt mache.
Die in der früheren DDR geborene und 1984 nach einem Ausreiseantrag durch die Bundesrepublik freigekaufte Sibylle Berg wurde durch ihren Debüt-Roman „Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot“ im Jahr 1997 bekannt. Der Episodenroman brachte ihr den Ruf als „kultige Pop-Literatin“ ein. Seitdem veröffentlichte sie mehrere Romane, so „Amerika“ (1999) und „Die Fahrt“ (2007). Darüber hinaus schrieb Berg Theaterstücke, Essays und Kolumnen. Ihre Werke wurden in 14 Sprachen übersetzt.
Bisherige Preisträger des Wolfgang-Koeppen-Literaturpreises waren Richard Anders (1998), Thomas Lehr (2000), Susanne Riedel (2002), Ludwig Fels (2004) und Bartholomäus Grill (2006). Das Geburtshaus Koeppens wurde Anfang des Jahrhunderts saniert und beherbergt das Wolfgang-Koeppen-Archiv der Universität Greifswald sowie eine Ausstellung zum Leben und Wirken des Schriftstellers. Mit seinen Werken „Tauben im Gras“ (1951), „Das Treibhaus“ (1953) und „Der Tod in Rom“ (1954) gehört Koeppen zu den bedeutendsten Nachkriegsautoren Deutschlands. (dpa/wip)