Von Frederike Frei, Potsdam
Endlich ziehe ich mich an den aufgeräumten Schreibtisch zurück, denke, nun kann ich an die Arbeit gehen, meinen Roman, den ich schreiben mö… – da ruft mich die Frau vom Funk an und fragt, ob ich – natürlich kann ich, aber ich wollte doch gerade … und sage ab. Oha.
Und dann gibt es manche, die schreiben sieben Romane hintereinander.
Das halte ich nicht lange aus. Es gärt in mir, du darfst die Kontakte nicht verlieren, die Sache ist ja schnell geschrieben – und ich schreibe sie dann rasch, so rasch eben nicht, es dauert länger, als ich dachte. Da kommt ein neuer Fall dazwischen, ein Kollege bittet mich – welche Ehre, ja und so wird der Roman auf eine immer längere Bank geschoben. Die Nebenwerke überwuchern das Hauptwerk.
Man muss was machen, um Geld zu verdienen. Warum verdient man kein Geld mit dem, was man macht? Man verdient Geld, um unabhängig zu sein. Verdient man aber Geld, macht einen genau das abhängig.
Und dann gibt es manche, die schreiben sieben Romane hintereinander. Denen fehlt glatt die Phantasie zwischen den Wörtern. Dafür dürfen sie dann auch von ihren Büchern leben, während ich trotz meiner wenigen Bücher immer noch lebe.
Ich meine, wenn schon einen Roman schreiben, dann einen, der ein ganzes Leserleben lang dauert. Wieso soll man als Leser die Romanlektüre abbrechen müssen, nur weil der Roman angeblich zu Ende ist? Und dann wieder sein eigenes Leben weiterleben? Das stinkt doch in jedem Falle dagegen ab. Also beginne ich endlich den Schreibtisch aufzuräumen für meinen Roman, den ich schreiben mö…
Frederike Frei ist Autorin und Literaturveranstalterin. Sie lebt in Potsdam. (www.frederikefrei.de)