FRANKFURT AM MAIN (BLK) – Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“) bespricht Rohan Kriwaczeks Studie „Eine unvollständige Geschichte der Begräbnis-Violine“. Es liege ein dunkler Schleier der Melancholie über dem Werk, erklärt Holger Noltze.
Die Zunft reicht zurück bis in das 16. Jahrhundert und führt hin zu G. K. Bach, den Vetter Johann Sebastian Bachs. Zu jedem Begräbnis von Bedeutung wurde ein Geiger bestellt, welcher für die Trauergäste spielte. Ein Höhepunkt lasse sich im 19. Jahrhundert verzeichnen, als eine Art musikalische Meditation am offenen Grabe, berichtet Noltze. Der Vatikan verfolgte und bestrafte diesen Totenkult streng. Die Violinen der Geiger wurden zerstört. Es ranken sich viele Geschichten um die Musiker. Aus den Gedärmen des ersten Begräbnisviolinisten sollen fünfundzwanzig Satz Geigensaiten hergestellt worden sein, diese seien auch bis heute erhalten, schreibt Noltze.
Vergangenheitssehnsüchte seien das zentrale Motiv des Buches, stellt Noltze fest. Die Spuren seien getilgt, die Bilder gefälscht, doch vergessen seien die Geiger nicht. Die traurigste Musik der Welt spielt doch in unserer Einbildung, schließt Noltze. (lea/wip)
Literaturangaben:
KRIWACZEK, ROHAN: Eine unvollständige Geschichte der Begräbnis-Violine. Aus dem Englischen von Isabell Lorenz. Die Andere Bibliothek. Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2008. 310 S., 32 €.
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