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„Solo mit Pink Lady“

Jessica Watson kam, sah und schrieb: „Solo mit Pink Lady“

© Die Berliner Literaturkritik, 19.01.11

Von Elfi Vomberg

HAMBURG (BLK) - 450 Seemeilen vor Kap Hoorn ging es nicht weiter - eine Flaute bremste Jessica Watson und ihre „Pink Lady“ kurz vor dem Höhepunkt ihrer Weltumseglung aus. Das Segelschiff dümpelte einfach nur noch träge im Wasser. An diesem Tiefpunkt ihrer Reise verzog sich die damals 16-Jährige in ihre Kajüte zum Weinen. Schon drei Monate lang hatte sie keinen Menschen mehr zu Gesicht bekommen. „Das war damals sehr einsam. Ich habe dann immer mit meiner Lady, meinem Schiff, geredet. Habe sie angefeuert, angeschrien und ihr mein Leid geklagt, dann ging es wieder“, sagte die zierliche Australierin am Dienstag in Hamburg.

Letztlich hat Jessica ihre Reise dann doch unbeschadet beendet. 23.000 Seemeilen zwischen Sydney, den Line Islands, Kap Hoorn, den Falklandinseln, Kap Agulhas und South East Cape - über ihre Abenteuer auf hoher See hat die Australierin jetzt ein Buch geschrieben, das sie in der Hansestadt vorstellte.

Nach siebenmonatiger Weltumseglung ging sie am 15. Mai vergangenen Jahres in ihrer Heimat von Bord der „Pink Lady“ - für Jessica hat sich seitdem einiges geändert. Im Alltag kämpft sie immer noch um Normalität. Ein geregelter Schlaf etwa wollte sich auch Monate nach ihrer Reise immer noch nicht so recht einstellen. Nachts liege sie oft wach und erinnere sich an ihre lange Reise, schreibt sie in „Solo mit Pink Lady“. Hin und wieder schreckt sie sogar aus dem Schlaf hoch, wie sie erklärt: „Dann wundere ich mich immer, wo das Schaukeln der Wellen bleibt und will das Boot steuern und kontrollieren. Denn auf See musst du jeden Moment bereit sein“. Auch das Stillsitzen und Nichtstun falle ihr seitdem schwerer.

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Doch was kann es nach einer Weltumsegelung noch für Herausforderungen geben? Wenn sie zurück in Australien ist, wird sie zunächst ihre Führerscheinprüfung und dann ihren Schulabschluss machen. „Aber diese Herausforderungen erscheinen jetzt alle so klein, ich bin an der Weltumsegelung gewachsen und kann vieles jetzt entspannter angehen. Ich muss mich nicht mehr selbst beweisen“, sagt sie und lehnt sich in ihrem Sessel zufrieden zurück. Und auch aufs Wasser will sie zurück, um sich neuen und schnelleren Segel- und Regatta- Herausforderungen zu stellen.

Als Jessica bei ihrer Ankunft in Sydney damals den Steg betrat, warf sie gleichzeitig einen bangen Blick über die Schulter zurück zu ihrer „Pink Lady“, wie sie in ihrem als Tagebuch veröffentlichten Werk beschreibt: „Ich wollte mein mutiges kleines Schiff nicht einfach so zurücklassen.“

Zu den schönsten Erfahrungen an Bord ihres pinken Schiffes gehörten für sie die Nächte: „Draußen im Cockpit zu schlafen ist magisch! Die Decke aus Sternen gleicht den mangelnden Komfort der fehlenden Matratze mehr als aus.“ Doch von Nachtruhe konnte auf ihrer „Pink Lady“ nur selten die Rede sein. Oftmals gab es zwischen Position zeichnen und plotten nur kurze Schlafpausen.

Genau ein Jahr ist es nun her, dass Jessica den Höhepunkt und gleichzeitig eine der schwersten Etappen am Kap Hoorn erreichte und gegen eine wilde See und vier Meter hohe Wellen kämpfte. Bei ihrer Ankunft in ihrer Heimat wurde sie als Heldin gefeiert. Doch eigentlich sieht sie sich nur als ein ganz normales Mädchen, das an einen Traum geglaubt habe. „Ich war doch keine Heldin! Ich bin jetzt 17 Jahre alt und möchte mein Leben genießen. Es gibt noch viele andere Erfahrungen im Leben und ich habe nicht den Drang, die Weltumseglung zu toppen.“ Doch der Seefahrt will sie treubleiben: Nach der Schule möchte sie ihr Kapitänspatent erwerben.


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