Werbung

Werbung

Werbung

Spannende Geschichtsstunde

Ken Folletts Roman „Sturz der Titanen“

© Die Berliner Literaturkritik, 23.08.11

Von Chris Melzer

Wenn Deutsche in britischen Romanen auftauchen, kommen sie meistens nicht gut weg. Besonders, wenn es um die Zeit von Kaiserreich und Erstem Weltkrieg geht. In Ken Folletts neuem Roman ist das anders. Ein deutscher Diplomat und eine britische Adlige sind die Protagonisten. Der Waliser umreißt in „Sturz der Titanen“ die Zeit unmittelbar vor und während des Ersten Weltkrieges. Das Buch ist diesen Dienstag (28.09.2010) in Deutschland erschienen.

  Follett („Die Nadel“, „Die Säulen der Erde“) entführt die Leser in eine Welt, in der es eine unüberbrückbare Kluft zwischen Adligen und Angestellten, Kapitalisten und Arbeitern und nicht zuletzt Engländern, Franzosen und Deutschen gibt. Im Mittelpunkt des Wälzers mit mehr als 1000 Seiten steht ein Städtchen in Wales. Während die Kumpel unter Tage in ständiger Lebensgefahr Kohle abbauen, werden im Herrenhaus Empfänge für illustre Gäste gegeben.

  Historische Persönlichkeiten wie König Georg V. oder Winston Churchill treffen auf erfundene wie Earl Fitzherbert oder eben den deutschen Diplomaten Walter von Ulrich. Dieser verliebt sich in Fitzherberts Schwester. Eine Ehe wäre trotz der unterschiedlichen Nationalitäten zwar vielleicht gerade noch möglich. Doch der Weltkrieg trennt die Engländerin und den Deutschen.

  Die Handlung ist komplex und führt nach Amerika und ins revolutionäre Russland. Erfreulich ist, dass die Guten zwar durchweg gut, aber die Bösen nicht ganz so holzschnittartig schlecht sind wie sonst häufig bei Follett.

  So ganz kann der Autor dann aber doch nicht aus seiner Haut: So sind die Frauen bei dem Feministen Follett fast durchweg gut, die Arbeiter bei dem Labouranhänger Follett durchweg ehrlich und die Engländer bei dem Waliser Follett durchweg hinterlistig. Doch ganz so rechtlos wie der Bestsellerautor schreibt, waren Frauen, Dienstboten und Arbeiter auch vor 100 Jahren nicht.

  Nebeneffekt bei der Lektüre von „Sturz der Titanen“ ist,  dass der Leser auf angenehme Art eine Geschichtslektion bekommt. Follett beschreibt detailliert, wie es zum Ersten Weltkrieg kam und wie sich der Putsch der Kommunisten in Russland und die Spirale der Gewalt entwickeln konnte. Allerdings: Für ein reines Schul- und Geschichtsbuch wäre „Sturz der Titanen“ viel zu spannend.

Ken Follett: Sturz der Titanen, Bastei Lübbe Verlag, Köln, 1022 S., 28 €.


Bookmark and Share

BLK mit Google durchsuchen: