Monster in Moskauer Metro - schwacher zweiter Teil
Der düstere Fantasy-Thriller „Metro 2034“ des Russen Dmitry Glukhovsky setzt seinen Bestseller „Metro 2033“ fort. Noch immer ist nach einem Atomkrieg das verzweigte Moskauer U- Bahnsystem letzte Zuflucht der Menschen, die in den Tunneln einander oder grauenvoll mutierte Monstren bekämpfen. Den Helden seines ersten Romans vernachlässigt Glukhovsky. Stattdessen schickt er einen Schriftsteller, eine junge Frau und einen zwielichtigen Musiker auf gefahrvolle Reise durch das unterirdische Labyrinth: Sie sollen die Ausbreitung einer tödlichen Seuche verhindern. Liebe und Musik werfen ein Licht selbst in die finstersten Kämpferseelen - so die Botschaft. Doch diese sentimentale Abschweifung passt schlecht in eine Metro-Welt, die Glukhovsky ansonsten mit Menschenfressern und anderen Bestien bevölkert. In dieser kruden Mischung ist „Metro 2034“ deutlich schwächer als der Erstling
Manseaus poetische Reise durch ein jüdisches Leben
In seinem poetischen Roman „Die Bibliothek der unerfüllten Träume“ folgt Peter Manseau dem Leben seines Helden Itzig Malpesch, eines jiddischen Dichters. Von seiner Kindheit als Sohn des jüdischen Verwalters einer Fabrik für Gänsedaunen in Russland über seine Liebe zur Tochter eines Metzgers, die einst das Leben der Familie Malpesch während des Pogroms rettete, bis hin zu seinen Jahren als Setzer in Odessa und seine Odyssee mit Ziel Amerika spannt die Geschichte einen weiten Bogen. Immer wieder verpasst Itzig das Glück um Haaresbreite, übersteht seine persönlichen oder die gesellschaftlichen Katastrophen und zeigt einen eisernen Überlebenswillen. Von einem ganzen Jahrhundert erzählt der junge Journalist Manseau, Sohn eines katholischen Priesters und einer ehemaligen Nonne, in seinem ersten Roman. Darin bindet er nicht nur die Spannung einer Biografie und einer lange unerfüllten Liebe mit ein, sondern auch reichlich Wortwitz, Wärme und Weisheit
Aus Liebe wird Zerstörung in „Die Vergangenheit“
Nach zwölf Jahren ist es aus für Rímini und Sofía. Die beiden trennen sich und Rímini stürzt sich in Arbeit, Drogen und neue Beziehungen. Alan Pauls Roman „Die Vergangenheit“ spielt im Buenos Aires der 1980er Jahre, für Rimini eine funkelnde Zeit. Der Werbetexter und Übersetzer genießt das Alleinsein, dieses „Gefühl unverplanter Möglichkeit wie an einem ersten Urlaubstag“. Sofía dagegen kennt nur ein Ziel: Sie will Rimini zurück, allerdings weniger aus Liebe, vielmehr aus einem Gemisch aus Eifersucht und Rache. Sie will ihn quälen, vielleicht auch retten, sie macht aus Rimini eine abhängige Marionette. Aus der einstigen tiefen Verbundenheit der beiden wird eine emotionale Erpressung mit Verrat und Drogen. Ein wenig verwirrend durch unterschiedliche Zeitebenen, dennoch aber dicht und eindringlich beschreibt Pauls in seinem ersten Buch in deutscher Übersetzung die Irrungen der zerstörerischen Liebe
Spannende Krimi-Unterhaltung von Mary Higgins Clark
Es ist Emily Watsons große Chance: Die junge Staatsanwältin erhält den Auftrag, die Anklage im Mordverfahren gegen Gregg Aldrich zu führen. Er soll seine berühmte Schauspieler-Frau Natalie getötet haben, bestreitet dies aber. Nach zwei Jahren erfolgloser Ermittlungen ist nun ein Zeuge aufgetaucht, mit dem die Anklage punkten könnte. Allerdings ist das schwerer als gedacht, denn der Zeuge ist ein Krimineller und sagt nur aus, wenn er auf eine mildere Strafe im eigenen Prozess hoffen kann. Emily hält die Indizien für unwiderlegbar - doch im Laufe des Verfahrens wachsen ihre Zweifel an der Schuld des Mannes auf der Anklagebank. Nicht gerade eine brandneue Idee hat sich Mary Higgins Clark für ihren neuen Krimi ausgesucht, dennoch bietet die betagte Schriftstellerin mit «Denn niemand hört dein Rufen» gute und spannende Unterhaltung für einen langen Winterabend. Irritierend wirkt allerdings eine überflüssige Parallelgeschichte, in der Emily von einem Psychopathen bedroht wird. Auch das Finale ist nur schwer nachvollziehbar.
Literaturangaben:
GLUKHOVSKY, DMITRY: Metro 2034. Heyne Verlag, München 2009, 526 S., 14 €,
MANSEAU, PETER: Die Bibliothek der unerfüllten Träume. Hoffmann und Campe, Hamburg 2009, 448 S., 23 €.
PAUL, ALAN: Die Vergangenheit. Klett-Cotta, Stuttgart 2009, 560 S., 24,90 €.
HIGGINS CLARK, MARY: Denn niemand hört dein Rufen. Heyne Verlag, München 2009, 413 S., 19,95 €.
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