Von Susanna Gilbert-Sättele
Am 8. Januar 2002 wurden die ersten deutschen Soldaten nach Afghanistan in Marsch gesetzt. Mit dem Mandat des Bundestages im Rücken und unter der Ägide der Internationalen Sicherheitsbeistands-Truppe (ISAF) sollten und sollen sie im UN-Auftrag für die Wahrung der Menschenrechte sowie die Herstellung und Wahrung der inneren Sicherheit sorgen. Soweit der Auftrag. Was aber wirklich im Land am Hindukusch geschieht, hat Wolfgang Schorlau, dem Spezialisten für spannende politische Krimis, zu einem neuen Abenteuer mit seinem Helden, dem Privatdetektiv Georg Dengler, inspiriert.
„Brennende Kälte“ handelt von deutschen Soldaten, die traumatisiert von ihrem Einsatz zurück kehren und nun als „Zeitbomben“ unter uns leben. Die Geschichte dreht sich um immer grausamere Waffen, die möglicherweise schon heute in Zentralasien eingesetzt werden, und um die Kräfte, die daraus Kapital schlagen. Den Artikel einer Tageszeitung über eine neue Mikrowellenkanone, die das amerikanische Militär im Irak und in Afghanistan einsetzen will, um das Leben von US-Soldaten und Zivilisten zu „schützen“, stellt Schorlau an das Ende seines neuen Krimis um den sympathischen Dengler.
Der wird von der attraktiven Sarah Singer beauftragt, nach ihrem Mann Florian zu suchen, der nach einigen geheimen Einsätzen in Afghanistan verstört nach Deutschland zurückgekehrt, dann aber aus einem Militärkrankenhaus entschwunden ist. Als mehrere grausam verbrannte Leichen gefunden werden, stellt Dengler ziemlich rasch eine Verbindung zu Singer her. Dessen kriminelle Energie glaubt der Detektiv auch daran festmachen zu können, dass der Soldat ihn vor vielen Jahren als sein vermeintlicher Freund in Lebensgefahr gebracht hat. Doch nichts ist in diesem mit viel Lokalkolorit gewürzten Thriller schwäbischer Machart, wie es zu sein scheint. Und Dengler steckt seine Nase wieder einmal eine Spur zu tief in kriminelle Machenschaften.
Während sich die politischen Verstrickungen in Schorlaus letztem Krimi „Fremde Wasser“ aus der Geschichte selbst erklärt haben, ergeben sich die politischen und wirtschaftlichen Hintergründe der Verbrechen hier nicht immer von selbst. Überdies kann den routinierten Krimileser der hoch dramatische Schluss mit einer Rettung in letzter Sekunde nicht so recht überzeugen. Gleichwohl ragt auch dieser gründlich recherchierte und mit wirklichkeitsnahen Dialogen angereicherte Roman aus der Masse immer gleich gestrickter Krimis weit heraus.
Literaturangaben:
SCHORLAU, WOLFGANG: Brennende Kälte. Denglers vierter Fall. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008. Taschenbuch. 253 S., 7,95 €.
Verlag