BELGRAD (BLK) - Der Literaturwissenschaftler und einer der führenden Dissidenten im kommunistischen Jugoslawien, Mihajlo Mihajlov, ist tot. Der am 26. September 1934 in Pancevo bei Belgrad geborene Sohn russischer Emigranten starb am Sonntag (7.3.) in Belgrad, wie Medien berichteten.
Wegen „antikommunistischer Propaganda“ wurde er in den 60er- und 70er-Jahren in zwei Prozessen zu mehr als zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Nach einem Besuch der Sowjetunion 1964 hatte er im Januar 1965 einen kritischen Reise-Bericht über die Verbrechen der Stalin- Zeit mit dem Titel „Moskauer Sommer“ veröffentlicht. Damals hatte Moskau seine Bestrafung verlangt. Auf Befehl des damaligen jugoslawischen Präsidenten Josip Broz Tito wurde er verhaftet.
Nach seiner Amnestie 1977, die von bekannten in- und ausländischen Intellektuellen unterstützt worden war, verließ er Jugoslawien und lehrte russische Literaturgeschichte an Hochschulen in Westeuropa und in den USA. Nach 1990 besuchte er Serbien mehrmals, kehrte aber erst 2001, nach dem Fall des Regimes von Slobodan Milosevic zurück.
Seine Werke, darunter auch welche über Nietzsches Einfluss auf russische Idealisten, wurden in mehr als zehn Sprachen übersetzt. (dpa/kör)