FRANKFURT AM MAIN (BLK) – Reinhard Helling bespricht in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ den Erzählband „Hagars Kinder“ von Edward P. Jones. Die Hoffnungen seines neuen Präsidenten Barack Obama teilt der afroamerikanische Schriftsteller nicht, was sich an seinen vierzehn Erzählungen ablesen lässt.
Die Erzählungen haben allesamt die Situation der afroamerikanischen Bevölkerung in Amerika zum Thema, die der Autor mit Skepsis betrachtet. Der Pulitzerpreisträger Jones sagte noch vor wenigen Monaten in Bezug auf den damaligen Präsidentschaftskandidaten und Hoffnungsträger Barack Obama: „Man möchte ja gern glauben, dass sich die Situation verbessert. Aber ich glaube das nicht. Dieses Land wurde auf Rassentrennung gegründet, und daran hat sich im Prinzip nichts geändert.“ So erzählen auch seine Geschichten von Gewalt, Zurücksetzung und Benachteiligung der schwarzen Bevölkerung im früheren und heutigen Amerika.
Auffallend und nicht immer dem Fortgang der Geschichten dienlich sei der enorme Personalaufwand, den Jones betreibt, stellt der Rezensent in Bezug auf die verzwickten Familienkonstellationen in den Erzählungen fest. Der Kosmos der Familie bilde „den zentralen Kern von Jones’ Geschichten, bei denen es sich eigentlich eher um kleine Miniaturromane handelt.“ Der Rezensenten ist sich daher nicht sicher, ob Jones sich in der amerikanischen Literatur als Geschichtenerzähler oder doch als Romancier etablieren werde. Eine ganz und gar ungewöhnliche Stimme sei er allerdings schon heute – „und eine willkommene dazu.“ (jud/dan)
Literaturangaben:
JONES, EDWARD P.: Hagars Kinder. Erzählungen. Aus dem Amerikanischen von Hans-Christian Oeser. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2008. 463 S., 19,95 €.
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Kritik „NZZ“
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