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Störtebeker-Festspiele eröffnet

Rasante Schatzsuche bei den diesjährigen Festspielen auf Rügen

© Die Berliner Literaturkritik, 22.06.09

Von Martina Rathke

RALSWIEK (BLK) — Auf der Insel Rügen ist wieder die Piratenflagge gehisst. Mit lang anhaltendem Applaus honorierten am Samstag (20.06.) rund 8.000 Zuschauer die Premiere der diesjährigen Störtebeker-Festspiele. Im aktuellen Stück „Störtebekers Gold — Das Vermächtnis“ zieht es den Freibeuter erstmals nicht in den Kampf um Gerechtigkeit oder Freiheit. Die Vitalienbrüder verfolgen mit der Suche nach dem Schatz der Templer einmal ganz egoistische, pekuniäre Interessen.

Das Stück um die Gier nach Gold und Reichtum blendet mit Goedeke Michels — brillant gespielt von Dietmar Lahaine — nicht nur einen der engsten Mitstreiter Störtebekers, es passt auch in die derzeitige Krisenstimmung von Wirtschaft und Finanzwelt. „Wenn sich die Macht des Bösen mit der Macht des Goldes paart, kommt Unheil in die Welt“, lässt Autor Holger Mahlich zu Beginn des Stückes ahnungsschwer den sterbenden Gero von Ebersbach sagen, bevor dieser sein Geheimnis um den legendären Schatz an Störtebeker (Sascha Gluth) weitergibt.

Mahlich, seit Jahren auch bewährter Regisseur bei Deutschlands beliebtesten Open-Air-Festspielen, bringt eine rasante Inszenierung mit spritzigen Dialogen und kurzweiligen Szenen auf die 80 Meter breite Bühne vor dem Jasmunder Bodden. Dafür sorgt vor allem die Grundidee, die Piraten — nach all den erbaulichen Taten der letzten Jahre — endlich einmal das tun zu lassen, was Piraten am liebsten tun: einen Schatz suchen.

Die Handlung springt von Mecklenburg nach Calais zur vermeintlichen Templerburg und pendelt dann zwischen der französischen und englischen Küste. Dazu kommen die bewährten Grundzutaten eines jeden Piratenspektakels: eine schöne und mutige Geliebte (Sarah-Jane Janson), ein fieser und brutaler Knochen (Joachim Kretzer als Guy de Rigault), kreuzende Piratenkoggen, donnernde Geschütze und explodierende Pulverfässer.

Der Erfolg der Störtebeker-Festspiele beruht von Beginn an auf der geschickten Mischung zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Die Historie der Vitalienbrüder, die nachweislich im 14. Jahrhundert, legitimiert mit Kaperbriefen, Handelsschiffe feindlicher Mächte überfielen, ist an der Ostseeküste verankert. Im Jahr 1401 fanden viele von ihnen, darunter auch Störtebeker, auf dem Hamburger Grasbrook mit ihrer Enthauptung ein Ende.

Geschickt verknüpft Mahlich diese Historie mit der Legende um den Templerschatz, die spätestens seit Dan Browns Erfolgsroman „Sakrileg“ und dessen Kinoverfilmung mit Tom Hanks in Grundzügen einem Massenpublikum bekannt sein dürfte. Das Störtebeker-Stück „Das Vermächtnis“ ist der Beginn einer Trilogie. Damit erklärt sich auch, dass der Pirat in der Templerburg zunächst keinen Schatz finden wird.

Die Produktionskosten für das Spektakel betrugen nach Angaben des Intendanten Peter Hick rund 5,5 Millionen Euro. Die Wirtschaftskrise selbst, obwohl unterschwellig im Stück thematisiert, hat die Festspiele auf der Insel nicht erreicht. Rund 190.000 Tickets gingen nach Angaben von Festspiel-Prokurist Kurt Gehm bereits bis zum Festspielstart über den Verkaufstresen — rund 12 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit dürften die Störtebeker-Festspiele in ihrem 17. Jahr auf dem besten Weg sein, ihren Besucherrekord von 378.000 Gästen aus dem vergangenen Jahr zu brechen.


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