BUKAREST (BLK) — Die Tochter des Dramatikers Eugène Ionesco (1909-1994), Marie-France Ionesco, will Feiern zum 100. Geburtstag ihres Vaters in diesem Jahr in Rumänien verhindern. Die in Paris lebende Inhaberin der Autorenrechte ist verärgert darüber, dass ihr Vater in Rumänien immer wieder als „rumänischer Autor“ bezeichnet wird, obwohl er alle seine Stücke in französischer Sprache geschrieben hat, berichtete die rumänische Tageszeitung „Evenimentul Zilei“ am Freitag (26.6.). Ionesco gilt als Vater des absurden Theaters, zu seinen bekanntesten Stücken gehört die Gesellschaftssatire „Die Nashörner“.
In allen Verträgen über Aufführrechte mit rumänischen Theatern besteht nach Angaben der Zeitung die Tochter darauf, dass in den Ankündigungen weder die rumänische Abstammung Ionescos noch der 100. Geburtstag erwähnt werde. „Marie-France hat mir am Telefon gesagt: ,Ich habe es satt, dass meinem Vater die rumänische Herkunft wie ein Blechschweif angehängt wird’“, zitierte die Zeitung die Direktorin des Bukarester Odeon-Theaters, Dorina Lazar. „Diese Einstellung ist inakzeptabel. Ich bin sehr empört. Warum ist es so eine Schande, Rumäne zu sein?“ sagte Lazar.
Der Schriftsteller wurde unter dem Namen Eugen Ionescu im südrumänischen Slatina geboren. Während des Zweiten Weltkriegs übersiedelte er nach Frankreich und publizierte unter dem französisch geschriebenen Namen Eugène Ionesco. Im kommunistischen Rumänien waren die Aufführung seiner Stücke zunächst verboten, ab 1960 wurde sie erlaubt. (dpa/köh/mül)