MADRID (BLK) – Mehr als 70 Jahre nach der Hinrichtung von Federico García Lorca durch die Schergen des späteren Diktators Francisco Franco bahnt sich ein Streit um die Exhumierung des großen spanischen Dichters an. Die Hinterbliebenen von zwei weiteren Opfern des Bürgerkrieges, die 1936 zusammen mit dem Poeten erschossen worden waren, wollen das Massengrab mit den sterblichen Überresten öffnen lassen, um ihre Angehörigen würdevoll bestatten zu können. Sie wandten sich nach Presseberichten vom Samstag (13. September 2008) mit einem entsprechenden Gesuch an den Ermittlungsrichter Baltasar Garzón.
Dieser hatte vor zwei Wochen eine großangelegte Untersuchung eingeleitet, um die politisch motivierten Verbrechen während des Bürgerkrieges (1936-1939) und der anschließenden Franco-Diktatur (1939-1975) aufzuklären. Dabei geht es auch um die Suche nach den tausenden Hinrichtungsopfern, die in Massengräbern verschwanden. Garzón muss nun entscheiden, ob er das vor fast 40 Jahren entdeckte Grab nahe Granada in Südspanien öffnen lässt, wo Lorca und seine Leidensgenossen verscharrt wurden. Dabei würden auch die Gebeine des Dichters zu Tage befördert. Die Erben des Poeten sind strikt dagegen, weil sie eine „Entweihung“ der Grabstelle befürchten.
Historiker, Schriftsteller sowie der renommierte Hispanist und Lorca-Biograf Ian Gibson befürworten dagegen die Exhumierung. Der Autor der „Zigeuner-Romanzen“ war einen Tag nach der Verschwörung der Franco-Generäle gegen die spanische Republik am 18. August 1936 mit 38 Jahren hingerichtet worden. Als Linker, Republikaner und Homosexueller war Lorca den Faschisten besonders verhasst. (dpa/vol)