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Streitbarer Schweizer

Adolf Muschg wird 75

© Die Berliner Literaturkritik, 07.05.09

ZÜRICH (dpa) – Er gilt als einer der bedeutendsten Autoren deutscher Gegenwartsliteratur, der Schweizer Adolf Muschg, der am 13. Mai 75 Jahre alt wird. Wiederholt auch als Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt, fehlt es dem streitbaren Schriftsteller an Auszeichnungen nicht. So wurden ihm unter anderem der Georg-Büchner-Preis (1994) als die renommierteste deutsche Auszeichnung, der Ricarda-Huch-Preis (1993) und die Carl-Zuckmeyer-Medaille (1990) verliehen.

Muschgs Lust am Schreiben ist ungebrochen. „Ich suche mir meine Themen, indem sie mich finden“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur dpa. Er arbeite an einem neuen Buch, an das er sich schreibend in den letzten drei Monaten herangetastet habe und das er jetzt beginne. Im vergangenen Jahr veröffentlichte er den Roman „Kinderhochzeit“, ebenfalls 2008 erschien „Wenn es ein Glück ist. Liebesgeschichten aus vier Jahrzehnten“.

Er gilt als einer der bedeutendsten Autoren deutscher Gegenwartsliteratur

Die Schweizerische Nationalbibliothek wartet mit 275 Treffern bei Schriften von und über Adolf Muschg auf. Sein Werkverzeichnis umfasst weit über 50 Titel, darunter „Albissers Grund“ (1974), „Das Licht und der Schlüssel“ (1984), „Der Rote Ritter. Eine Geschichte von Parzivâl“ (1993), „Sutters Glück“ (2001), „Das gefangene Lächeln“ (2002), und „Eikan, du bist spät“ (2005).

Muschg weiß, dass er nicht unumstritten ist. So war „Eikan“ von den Rezensenten überwiegend nicht gut aufgenommen worden. Man habe ihm häufig vorgeworfen, seine Texte mit zu vielen Figuren zu überfrachten, sagte der Autor. Er habe in sich jedoch genug kritische Leser, die ihm auf die Finger schauten. „Das Publikum ist ein bisschen Glückssache.“

Der bei Zürich geborene Muschg, ist seiner Schweiz – gerade auch in der Auseinandersetzung mit ihr – immer treu geblieben. Davon zeugen nicht zuletzt die Streitschrift «Wenn Auschwitz in der Schweiz liegt» (1997) und „O mein Heimatland“ (1998). Auch wenn er tagespolitische Ereignisse kommentiert, scheut er sich nicht, den Finger in die Wunde zu legen, wie Interviews zu Fragen der Globalisierung oder der Bankenkrise in jüngster Zeit zeigen.

Der Schriftsteller hat, mit Abstechern nach Deutschland, Japan und in die USA, einen großen Teil seines Lebens im Kanton Zürich verbracht. Dort unterrichtete er nicht zuletzt von 1970 bis 1999 als Professor für Deutsche Sprache und Literatur an der Eidgenössischen TH Zürich. Heute ist er in Männedorf, am rechten Zürichseeufer, zu Hause.

„Nicht mehr zu Hause“ fühlte er sich nach 35 Jahren beim Suhrkamp Verlag, nachdem dieser seinen Umzug von Frankfurt nach Berlin beschlossen und verkündet hatte. Muschg, der in dem zeitweilig von ihm als provinziell empfundenen Berlin von 2003 bis 2005 Präsident der Akademie der Künste war, wechselte im Februar nach München zu C.H. Beck.


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