FRANKFURT AM MAIN (BLK) – Die Frankfurter Goethe-Universität will mit Hilfe von Stadt und Land das gesamte Suhrkamp-Archiv kaufen. Wenn die Hochschule Eigentümer sei, könnten auch neue Mittel zum Erhalt des Archivs erschlossen werden, sagte Universitätspräsident Werner Müller-Esterl am Donnerstag in Frankfurt.
In den vergangenen Wochen war mehrfach in den Medien spekuliert worden, dass der renommierte Verlag seine Archivbestände verkaufen wolle, um seinen Umzug von Frankfurt nach Berlin mitzufinanzieren. Das Deutsche Literaturarchiv in Marbach hat bereits Interesse am Erwerb bekundet. Dafür müssten aber der Bund und das Land Baden-Württemberg Mittel bewilligen, hieß es in Marbach.
Ein Bietergefecht gibt es nach Angaben des Literaturarchivs aber nicht. „Unser Angebot bezüglich der Leistungen, die wir bieten können, liegt auf dem Tisch. Daran hat sich nichts geändert“, sagte Direktor Ulrich Raulff am Donnerstag auf Anfrage. Es habe noch keine Verhandlungen gegeben. Auch über Geld sei noch nicht gesprochen worden.
Das Archiv von Verlagsgründer Peter Suhrkamp (1891-1959) war der Universität Frankfurt Ende 2002 als Dauerleihgabe zur Auswertung für Forschungszwecke überlassen worden. Der Suhrkamp Verlag beherbergt jedoch in seinem Frankfurter Verlagshaus noch weit größere Bestände. Experten des Deutschen Literaturarchivs hatten die Sammlungen jüngst begutachtet. Deren Wert wird auf mehrere Millionen Euro taxiert.
„Wir werden uns gemeinsam mit Stadt und Land bemühen, dieses Archiv für Frankfurt zu erhalten“, sagte der Uni-Präsident. Nach einem Gespräch mit Suhrkamp-Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz sei er optimistisch, das dies gelingen könnte. Die Hochschule fühle sich im Schulterschluss mit der Frankfurter Bürgergesellschaft. Man werde alle Möglichkeiten einsetzen, um die bedeutende Literatursammlung hierzubehalten. Der Verlag wollte am Donnerstag keine Stellungnahme abgeben. (dpa/mel)