MARBACH (BLK) - Wehmut in Frankfurt, Freude in Marbach: Am Mittwoch hat der Umzug des Suhrkamp-Verlagsarchivs von Frankfurt am Main ins Deutsche Literaturarchiv im schwäbischen Marbach am Neckar begonnen. Mehr als 2600 Kisten mit 13 000 Büchern, Korrespondenzen und anderen wertvollen Archivalien legen die rund 180 Kilometer zurück. „Der erste Sattelzug fuhr heute, zwei weitere folgen in den nächsten Tagen“, sagte eine Sprecherin. Der Suhrkamp-Verlag zieht Anfang 2010 von Frankfurt nach Berlin.
„Das ist das Archiv eines der wichtigen Literaturverlage der alten Bundesrepublik“, sagte Jan Bürger, der in Marbach die Leitung des Archivs übernimmt. Zudem sei es äußerst „inhaltsreich“, weil Verleger Siegfried Unseld (1924-2002) Autoren sehr stark in seine Arbeit einbezogen habe. „Das sind oft Korrespondenzen von 500 bis 1000 Briefen“, sagte der 41-Jährige.
Nach Bürgers Angaben ist das Archiv bereits gut erschlossen. „Aber es gibt auch Bereiche, wo man wie ein Archäologe auf Schätze stößt.“ Das Archiv sei nicht zu Unrecht immer „ein bisschen als Mythos“ betrachtet worden. Die Bestände sollen nun auf 250 Quadratmetern in Marbach nicht „nur eingelagert“ werden: „Wir haben uns vorgenommen, sie im ersten Jahr so zu sortieren, dass alles greifbar ist“, sagte Bürger. Dann könne das Archiv zur Grundlage für Editionen, etwa von Briefwechseln, aber auch für Doktorarbeiten werden.
Marbach hatte im Oktober nach einem Bieterwettstreit mit der Universität Frankfurt das Archiv mit Manuskripten und Korrespondenzen von Autoren wie Theodor W. Adorno, Ingeborg Bachmann, Paul Celan, Max Frisch, Peter Handke und Niklas Luhmann erworben. Über den Kaufpreis schwiegen sich beide Seiten aus. Weitere Archivbestände aus der Frankfurter Uni-Bibliothek, dem Siegfried-Unseld-Haus sowie aus Leipzig und Berlin sollen 2010 nach Marbach gebracht werden. (wer)
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