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Tabatabai liest

Tabatabai glaubt nicht an bessere Lage im Iran

© Die Berliner Literaturkritik, 08.12.09

BERLIN (BLK) - Jasmin Tabatabai ist vor allem als Musikerin, Schauspielerin und Sprecherin aus Filmen wie „Bandits“, „Fremde Haut“ und „Persepolis“ bekannt. Geboren wurde sie als Tochter eines Iraners und einer Deutschen in Teheran. 1978, noch vor dem Sturz des Schahs, kam sie nach Deutschland. Am 12. Dezember liest die 42-Jährige beim Festival „Happy Revolution“ im Berliner Ballhaus Naunynstraße aus dem Buch „Opium“ der iranischen Schriftstellerin Shiva Arastuie.

Das Festival will einen Querschnitt der Arbeiten junger iranischer Künstler zeigen. Darunter sind Theaterproduktionen, Filme, Konzerte und Installationen. Die Deutsche Presse-Agentur dpa sprach mit Tabatabai über ihre Beziehung zum Iran. „Es gibt aktuell keinen Grund, euphorisch zu sein“, sagt sie.

Welche Bedeutung hat die Lesung für Sie?

Tabatabai: „Das Spannende daran ist, dass „Opium“ von einer lebenden iranischen Autorin geschrieben wurde und im Iran verboten ist. Aber auch für exiliranische Künstler ist die aktuelle Situation im Iran nicht einfach. Man weiß nicht so genau: Was kann ich eigentlich tun? Ich glaube, die Lesung und das Festival sind ein guter Weg, um den Iran im Gespräch zu halten.“

Sie sind 1978, mit elf Jahren, nach Deutschland geflüchtet. Fühlen Sie sich als Exil-Iranerin?

Tabatabai: „Ich habe einen deutschen Pass, eine deutsche Mutter, und Deutsch ist meine Muttersprache. Aber trotzdem habe ich ja die ersten prägenden Jahre im Iran verbracht. An diese Zeit erinnere ich mich sehr genau. Das Foto auf dem Plakat für das ‚Happy Revolution’-Festivals ist eindeutig aus den 70ern. Es spiegelt die Euphorie wider, die durch ein Volk geht, wenn es die Hoffnung auf Freiheit verspürt. Diese Euphorie kann man nicht beschreiben.“

Seit dem Tod Ihres Vaters 1986 waren Sie nicht mehr im Iran. Wie ist heute Ihre Sicht auf das Land, in dem Sie geboren wurden?

Tabatabai: „Ich würde erst wieder in den Iran fahren und dort leben wollen, wenn es eine andere Regierung gibt. Natürlich habe ich viele Verwandte, Freunde und Bekannte im Iran. Deswegen haben mich die Wahlen im Sommer auch sehr mitgenommen. Ich glaube nicht, dass sich an der Situation bald etwas ändert, noch dazu, wenn sich die westlichen Staaten weiterhin so zurückhalten. Es gibt aktuell keinen Grund, euphorisch zu sein.“

Interview: Kerstin Ruskowski


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