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Im Novalis- Geburtshaus

Schloss Oberwiederstedt lockt Wissenschaftler und Romantik-Freunde

© Die Berliner Literaturkritik, 03.08.09

Von Sophia-Caroline Kosel

WIEDERSTEDT (BLK) - Um ein Haar wäre das Geburtshaus des berühmten Romantik-Dichters von DDR-Abrissbaggern zerstört worden. Doch mutige Bürger retteten es - und so kann Schloss Oberwiederstedt, in dem Georg Philipp Friedrich Freiherr von Hardenberg alias Novalis (1772- 1801) das Licht der Welt erblickte, noch heute bewundert werden. Das verwunschen wirkende Ensemble im kleinen Örtchen Wiederstedt in Sachsen-Anhalt beherbergt nun das Novalis-Museum, die Novalis-Stiftung und die Internationale Novalis-Gesellschaft. Zu den Besuchern zählen Wissenschaftler ebenso wie Romantikfreunde. Sie können auch das Taufhäubchen des Literaten bestaunen - und das einzige Porträt, das es von ihm gibt.

Beim Blick auf die Biografie-Tafeln in einem Raum im zweiten Stock des Schlosses wird schnell klar: In den nur 28 Lebensjahren bis zu seinem Tuberkulose-Tod war der vielseitig interessierte Freiherr unglaublich emsig. Der Sohn eines Berghauptmanns studierte in Jena, Leipzig und Wittenberg Jura, Mathematik und Philosophie, später noch Bergbau an der Bergakademie in Freiberg. „Hauptberuflich war er dann Jurist, aber er verfasste auch physikalische, mathematische und medizinische Hefte und interessierte sich für den Orient“, weiß Museumspädagogin Marita Pokorny.

Als 16-Jähriger verfasste Novalis seine ersten Gedichte, als 18-Jähriger veröffentlichte er erstmals eines - die „Klagen eines Jünglings“. Erst drei Jahre vor seinem Tod erschienen erste Werke unter dem Pseudonym Novalis. Sein Roman „Heinrich von Ofterdingen“, mit dem die Blaue Blume zentrales Symbol der Romantik wurde, blieb unvollendet. Wer sich für die literarische Hinterlassenschaft des Adligen interessiert, wird in der Schloss-Bibliothek fündig. Dort stehen Novalis-Ausgaben auf Polnisch, Französisch, Spanisch, Georgisch und Japanisch sowie die „Imaginäre Bibliothek“. „Novalis hat unendlich viel Literatur gelesen, diese Titel tragen wir wieder zusammen“, sagt Pokorny. Die hinter Glas aufbewahrten Bücher sind bis zu 300 Jahre alt.

Dreieinhalb Schloss-Räume beherbergen das eigentliche Museum, in dem sich jährlich wechselnde Ausstellungen jeweils einem Aspekt aus dem Leben des Literaten widmen. Derzeit geht es um die Frauen. In den Vitrinen liegen etwa kleine Briefchen von Novalis an seine Mutter, die elf Kinder zur Welt brachte und zehn von ihnen überlebte. „Die Mutter war für die schöngeistige Erziehung der Kinder zuständig, der Vater für die wirtschaftliche Absicherung“, sagt die Museumspädagogin. Die Schau stellt auch die beiden Verlobten von Novalis vor sowie einige seiner Schwestern. Auch Originalzeichnungen aus dem Hardenbergschen Familienalbum sind zu sehen.

„Das wichtigste museale Objekt ist das Haus selbst“, sagt Gabriele Rommel, Geschäftsführerin der Novalis-Gesellschaft. Seit einem Jahr sind in dem Kleinod auch Hochzeiten möglich und im Herbst will es die Familie Hardenberg erstmals für ihr Familientreffen nutzen. Ursprünglich stand auf dem Schloss-Areal ein Dominikanerinnenkloster. Davon zeugt noch die große Klosterkirche, in der Novalis getauft wurde. Zum Schloss gehört ein kleiner Park. Seit vergangenem Jahr gibt es die historische Lindenallee wieder. „Es geht uns auch um die Natur, die im Denken von Novalis eine zentrale Rolle spielte“, sagt Rommel.

Weblink:

Novalis-Gesellschaft


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