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„Theaterformen“ in Hannover

15 Projekte aus aller Welt nach Hannover eingeladen

© Die Berliner Literaturkritik, 05.06.09

Von Christina Sticht

BERLIN (BLK) — Mit Artisten aus Marokko, russischen Schauspielstars und einer Stadt aus Eis will das internationale Festival „Theaterformen“ die Herzen der Zuschauer erobern. Die neue Leiterin Anja Dirks hat 15 bemerkenswerte Projekte aus aller Welt nach Hannover eingeladen. „Da ist nichts Elitäres dabei, das war mir ganz wichtig“, sagt die 39-Jährige. „Am Anfang war ich sprachlos über die Möglichkeiten des Theaters in anderen Ländern. Von diesem Staunen zehre ich immer noch“, sagt die Theatermanagerin, die zuletzt bei den „Wiener Festwochen“ die junge Reihe „forum festwochen“ kuratierte.

Für die 10. Ausgabe der „Theaterformen“ vom 10. bis 21. Juni — einem der größten deutschen Festivals seiner Art — hat sie ein vielversprechendes Programm zusammengestellt. Die Palette reicht vom eher klassischen Abend auf der großen Bühne bis zu intimen Projekten an ungewöhnlichen Orten. Mit dabei sind Gruppen aus Argentinien, dem Kongo und ganz Europa. Für einige Inszenierungen werden die Karten bereits knapp. „Für ‚Schukschins Erzählungen’ stehen die Leute Schlange“, berichtet Dirks. Vor allem Theaterliebhaber, die in den früheren GUS-Staaten aufgewachsen sind, verehren Wassili Schukschin, der bis zu seinem frühen Tod 1974 zu den bedeutendsten Autoren der Sowjetunion zählte. Der lettische Regisseur Alvis Hermanis inszeniert den Abend mit zwei Schauspielstars des heutigen Russlands, Chulpan Hamatowa und Jewgeni Mironow.

Mit Spannung erwartet wird die deutsche Erstaufführung von „Niemandsland“. Den holländischen Regisseur Dries Verhoeven inspirierte zu dem Stück der Stimmungsumschwung gegenüber Migranten im einst toleranten Amsterdam nach den Terroranschlägen vom 11. September. In der Aufführung folgen nur 20 Zuschauer jeweils einem ausländischen „Stadtführer“ vom Hauptbahnhof aus durch Hannover. Bei den Proben für die Neufassung hat Verhoeven festgestellt, dass selbst zurückgezogen lebende Zuwanderer die Mentalität ihrer neuen Heimat annehmen. „Die deutschen Migranten sind ganz anders als die holländischen: pünktlich, diszipliniert, und sie kommen schwerer aus sich heraus“, berichtet der 33-Jährige, der sich mit seinem anderen spektakulären Stück „You are here“ im August bei den „Salzburger Festspielen“ vorstellt.

Dirks hat ein Faible für verrückte, aufwendige Produktionen wie das Projekt von Rosa Casado und Mike Brookes, die im Rathaus für nur eine Nacht eine Stadt aus Eis aufbauen. Die Zuschauer erleben, wie das Eis krachend und knirschend schmilzt — ein Sinnbild für das zerbrechliche Raumschiff Erde. Sie können Strom erzeugen und so den Prozess des Schmelzens aufhalten.

Für solche besonderen Projekte reiche der jährliche Etat von 800.000 Euro nicht aus, erklärt die Festivalchefin. Deshalb ist sie darum bemüht, für die im Wechsel in Hannover und Braunschweig stattfindenden „Theaterformen“ zusätzliche Sponsoren zu finden.


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