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Thriller-Autor „undercover“

Olen Steinhauer in geheimer Mission

© Die Berliner Literaturkritik, 04.12.09

Von Birgit Zimmermann

LEIPZIG (BLK) - Olen Steinhauer ist Experte in Tarn-Fragen. Der 39-Jährige schreibt Agenten-Thriller, und das höchst erfolgreich. Sein Spionage-Roman „The Tourist“ schaffte es auf die US-Bestsellerliste und soll mit George Clooney verfilmt werden. Jetzt schlendert Steinhauer durch das Amerikanistik-Institut der Universität Leipzig: legere Kleidung, das Hemd über der Hose, den rötlich-blonden Bart in Fünf-Tage-Länge. Eine perfekt getarnte Berühmtheit. Olen Steinhauer, der Bestseller-Autor, ist derzeit Gast-Professor in Leipzig.

Die Stadt sei fantastisch, schwärmt er. „Es ist so grün. Ich liebe es.“ Steinhauer hat viele Vergleichsmöglichkeiten, denn der US-Amerikaner ist schon viel in Europa herumgekommen. Er lebte zeitweise in Kroatien, Italien, Rumänien. Sein Hauptwohnsitz ist seit Jahren Budapest. Woher sein lebhaftes Interesse an Europa rührt? „Ich war 1989 als Austausch-Student in Zagreb“, erzählt er. Der Ostblock brach zusammen - und die gewaltigen Umwälzungen rissen den damals 19-Jährigen mit. „Wenn sich die Geschichte damals nicht so ereignet hätte, wäre ich wohl nicht so interessiert an Europa geworden.“

Weshalb er nun für ein Semester ausgerechnet in Leipzig gelandet ist, kann er gar nicht so richtig erklären. „Ich habe mich nirgends beworben“, beteuert er, und vermutet, der Kontakt sei irgendwie über seine Verleger zustande gekommen. Steinhauer erzählt sanft, manchmal grinst er so, wie man das von Amerikanern mit einem Kaugummi in der Backe erwartet. Er hat jetzt die Picador-Gast-Professur für Literatur inne, eine gemeinsame Initiative der Holtzbrinck-Verlagsgruppe, dem Akademischen Austauschdienst und der Universität Leipzig.

Die Arbeit als Dozent sei neu für ihn, sagt er. Es mache ihm viel Spaß. Mit einer Studentengruppe bespricht er Spionage-Romane, mit einer anderen versucht er, eine eigene „spy novel“ zu schreiben. Noten vergebe er keine - und trotzdem kämen die Studenten zuverlässig in seine Seminare. Steinhauer macht kein Hehl daraus, dass ihn das ein bisschen wundert. Deutsche Gründlichkeit eben. Das sei ihm in seinen ersten Wochen auch anderswo in Leipzig schon aufgefallen: „Hier gibt es so viele Bauarbeiten. Und trotzdem läuft alles so geordnet ab, ohne Chaos.“

Steinhauer hat seine Frau und seine zweijährige Tochter mit nach Leipzig gebracht. Nach seinem Deutschland-Gastspiel soll dann erstmal Schluss sein mit der Weltenbummelei: Er plant seine Rückkehr in die USA. „Wenn ich kein Kind hätte, wäre ich wohl nicht so daran interessiert, nach Amerika zurückzugehen“, sagt er. Er wolle aber, dass seine Tochter dort aufwächst, wo er ein aktives, integriertes Mitglied der Gesellschaft ist - also: wo er ganz zu Hause ist. Ein bisschen kosmopolitisch wird es in seiner Familie aber bleiben: Steinhauers Frau stammt aus Serbien.


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