TÜBINGEN (BLK) - Sein Buch über die Demenzerkrankung seines Vaters Walter Jens schlägt hohe Wogen - am Donnerstagabend wollte sich Tilman Jens bei seiner ersten Lesung der öffentlichen Diskussion über das Werk stellen. „Demenz - Abschied von meinem Vater“ (Gütersloher Verlagshaus) war auch durch den bundesweiten Medienrummel innerhalb weniger Tage zum Verkaufsschlager geworden. Tilman Jens beschreibt darin unter anderem, wie sein einstmals so scharfsinniger und wortgewaltiger Vater gewindelt wird und in sein Babyfon stammelt. Das hat ihm den Vorwurf eingebracht, er missbrauche das Leiden seines berühmten Vaters zur Selbstdarstellung.
Tilman Jens hat sich nach eigenen Aussagen immer wieder selbst darüber erschreckt, dass er Passagen seines Buchs noch zu Lebzeiten des Vaters wie einen Nachruf gestaltet habe. Der Autor geht auch auf die NSDAP-Mitgliedschaft ein, die sein Vater jahrzehntelang verheimlicht hatte - und übt daran heftige Kritik. Rezensenten warfen Tilman Jens allerdings vor, er schiebe die Schuld für die Demenz-Erkrankung seines Vaters auf das öffentliche Interesse an dessen NS-Vergangenheit. (dpa/jud)