TOKIO (BLK) - Die Szenen reichen von Vergewaltigung bis zum Inzest - Japan ist berühmt für bizarre Sex-Comics und sie sind überall im Lande zu haben. Jetzt will die Stadtregierung von Tokio gegen den Verkauf von Manga und Anime (Zeichentrickfilme) mit „extremen“ Sex-Darstellungen vorgehen. Das Parlament setzte am Mittwoch (15.12.) eine entsprechende Verordnung in Kraft. Danach sollen Verleger dafür sorgen, dass Comics und Anime-Streifen, die sexuelle Handlungen wie Vergewaltigung und andere Sex-Straftaten darstellen oder Sex zwischen Familienmitgliedern „übermäßig verherrlichen oder übertreiben“, nicht in die Hände von Kindern unter 18 Jahren gelangen. Autoren und Verleger verurteilen das Vorgehen als Verstoß gegen die Meinungsfreiheit und befürchten einen Verlust an Kreativität.
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Comics, die die Stadtoberen für besonders schädlich halten, werden nach der neuen Verordnung als „ungesunde Bücher“ eingestuft. Verleger dürfen solche Werke künftig nicht mehr an junge Menschen verkaufen. Zugleich aber ist in den Vorschriften ein Passus enthalten, wonach die Stadt zusichert, künstlerische und soziale Ausdrucksformen nicht zu behindern und die Verordnung vorsichtig anzuwenden. Rechtlich bindend ist dies allerdings nicht. Die Auflage an die Verleger, den Vertrieb entsprechend umzustellen sowie den Verkauf «ungesunder Bücher» einzustellen gilt ab 1. April beziehungsweise 1. Juli kommenden Jahres. Details sind noch nicht festgelegt. Das Vorgehen der Stadt unter dem nationalistischen Gouverneur Shintaro Ishihara hat einen Proteststurm der Verleger ausgelöst. Sie kündigten bereits an, die Internationale Anime-Messe 2011 in Tokio zu boykottieren. (kum/dpa)