MONTGOMERY / NEW YORK (BLK) - Gut 100 Jahre nach dem Tode Mark Twains werden seine beiden bekanntesten Bücher in den USA Mitte Februar in einer „politisch korrekten“ Version erscheinen. Die neue Auflage der Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn werde um zwei „schädliche Beiworte“ bereinigt sein, teilte der Verlag NewSouth Books in Montgomery, Alabama, mit.
Welche Worte das seien, ging aus der Erklärung allerdings nicht hervor. Es ist aber bekannt, dass die Worte „Nigger“ und „Injun“, die als Schimpfwörter für Schwarze und für Indianer gelten, nicht mehr in den Büchern vorkommen.
Statt der 219 „N-Wörter“ soll jetzt einfach das Wort „Sklave“ im Text stehen, statt der „Injun“, das man vielleicht mit „Rothaut“ übersetzen könnte, „indian“. Das seien „zwei weniger verletzende Wörter“ hieß es vom Verlag.
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Die Zensur war von linken Politikern und Aktivisten immer wieder gefordert worden, an vielen Schulen sind die Bücher schon verboten. Dutzende Medien in den USA berichteten über die Neuerscheinung, teilweise sehr kritisch. Auch sie sprachen aber immer nur vom „N-Wort“.
Scharfe Kritik kam von dem schwarzen Schriftsteller und Bürgerrechtler Ishmael Reed. Offenbar hätten die Zensoren die Bücher gar nicht verstanden, schrieb er im „Wall Street Journal“. „Warum zensieren sie dann nicht die schwarzen Autoren, die das Wort verwenden? ... Zensieren wir dann auch Liedtexte? Zum Beispiel beim Musical ,Show Boat'? Und Hip-Hop, wie wir es kennen, wäre tot.“
Statt auf Wörterjagd zu gehen, sollten die Zensoren die 130 Jahre alten Bücher lieber mal lesen. „Sie würden feststellen, dass der ,Nigger' Jim mehr Tiefgang und Profil hat als die Schwarzen, die man heute in Film, Theater und Literatur findet.“ (mas)
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Mitteilung des Verlags