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Neuer Klamauk von Tommy Jaud

Eine schräge Busreise durch Namibia

© Die Berliner Literaturkritik, 07.04.10

Von Susanna Gilbert-Sättele

Tommy Jaud, Spezialist für urkomisch-verrückte Geschichten, hat mit seinen Erfolgstiteln „Resturlaub“, „Millionär“ und „Vollidiot“ die Messlatte bei seinen Lesern sehr hoch gelegt. Sein neuestes Werk „Hummeldumm - Das Roman“ berichtet von Matze Klein aus Köln und seinem zweiwöchigen Gruppenurlaub durch Namibia. Mit ihm an Bord sind seine Freundin Sina und sieben weitere Touris, insgesamt also „ein Kleinbus voller Bekloppter“, die von Tourguide Bahee durch Namibia gekarrt werden.

Für Matze wird der Trip durch die Kalahari-Wüste alles andere als ein ungetrübtes Vergnügen, und zwar von Anfang an: „Sitzreihe 12 war die letzte, die zwischen Tortellini und Hühnchen wählen durfte. Ich saß in Reihe 13. Schon auf dem Hinflug hätte mir klar sein können, dass der Jahresurlaub zum Alptraum wird.“ Wie stets spielt Jaud auch in diesem extrem unterhaltsamen Buch mit Klischees, Situationskomik, dem Wiedererkennungseffekt und den Schwächen seiner Mitmenschen.

Die schrägen Typen in der Gruppe hätte sich Matze niemals selbst als Begleiter für eine solche Reise ausgesucht. Eingebrockt hat ihm das natürlich seine Sina. Während er in endlosen Verhandlungen die neue Eigentumswohnung mit Rheinblick klargemacht hat, sollte sie einfach nur „irgendetwas“ buchen. Nun fragt er sich, was er verbrochen hat, dass man ihn jeden Morgen in einen Kleinbus sperrt, um ihn dann mit österreichischen Schlagern voll zu dröhnen und dazu noch mit 140 Sachen über Schotterpisten zu jagen.

Da Matze vor dem Abflug vergessen hat, die 5000 Euro Reservierungsgebühr für die Wohnung mit Rheinblick zu überweisen, sitzt er wie auf Kohlen: Das nächste Internetcafé ist mindestens 500 Kilometer entfernt, der Handy-Akku leer und das einzige Ladegerät in der Hand einer Mitreisenden, die ihn nicht im mindesten ausstehen kann.

Tragikkomisch sind alle Figuren in „Hummeldumm“. Der Autor und Comedian Jaud lässt die Mitreisenden kräftig fränkeln, wienern, sächseln und Sprüche klopfen, um ihre Schwächen und Stärken noch mehr zu unterstreichen. Die beste Figur ist aber der Guide Bahee, der in seinem schrägen Deutsch die Gruppe gleichzeitig als Busfahrer und Reiseleiter mit den Schönheiten der früheren deutschen Kolonie vertraut zu machen versucht. Jaud hat seine Figuren genau beobachtet, er überspitzt seine Beschreibungen und reiht Pointe an Pointe, bis auch der letzte Leser von Matzes Leid auf den Etappen von Lodge zu Lodge angesteckt ist.

Und Matze leidet ausgiebig: nicht nur, weil er von Funkloch zu Funkloch gekarrt wird und keine Verbindung zu seiner Bank bekommt, sondern auch wegen Sina, denn die darf keinesfalls mitbekommen, dass er die Reservierungsgebühr vor dem Abflug verschusselt hat.

Der Humor des 39 Jahre alten Kölners Jaud rutscht selten in Sarkasmus ab, dafür aber hin und wieder in Klamauk. Er erlaubt den Lesern Sympathien mit der Gurkentruppe in Buschmannland, zumal er jeder Figur Schwächen und Sorgen in Ehe und Job zugesteht. Alle im Bus suchen Entspannung und finden Stress, weil man sich halt seine Mitreisenden nicht aussuchen kann. Zunächst machen sich die Neun in ihrer Hummeldummheit mit gegenseitigen Beschimpfungen und Selbstbezichtigungen das Leben zur Hölle. Doch irgendwann einmal erkennen sie, dass sie miteinander auskommen müssen, wenn die nicht unerheblichen Investitionen für dieses Gruppenabenteuer nicht ganz umsonst gewesen sein sollen. So endet „Hummeldumm“ wie ein Märchen. Und der Leser hatte seinen Spaß.

 

Literaturangaben:

JAUD, TOMMY: Hummeldumm. Scherz-Verlag, Frankfurt am Main 2010. 256 S., 13,95 €.

 

Weblinks:  Scherz-Verlag

 

 


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