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Truman Capotes gesammeltes journalistisches Schaffen in „Die Hunde bellen“

Presseschau vom 27. Juni 2008

© Die Berliner Literaturkritik, 27.06.08

 

BERLIN (BLK) – Die „FAZ“ zeigt sich von Truman Capotes „Die Hunde bellen“ beeindruckt. Zu den Innenansichten des islamischen Terrorismus führt Yasmina Khadra in dem von der „NZZ“ besprochenen „Die Sirenen von Bagdad“. Romain Garys „Frühes Versprechen“ empfindet die „SZ“ als enormes Vergnügen.

„Frankfurter Allgemeine Zeitung“

Truman Capote sei ein „bedingungsloser Menschenfreund“, der sich in seinen „wunderbaren und tiefgründigen Reportagen“, die nun unter dem Titel „Die Hunde bellen“ erschienen sind, ganz und gar auf sein Gegenüber einstelle, schwärmt Jakob Strobel y Serra in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“). Der Autor habe die Welt bereist, weil er sich für ihre Bewohner interessiert habe. Diesen habe er „ständig Denkmäler, flüchtige und wuchtige“ gesetzt. So schipperte er genauso selbstverständlich mit einer Luxusyacht durch die Ägäis, wie er sich in einen halbverrotteten Zug von Granada nach Algeciras quetschte. Das Lesen dieses Buches zeuge davon, dass Truman Capote der „größte, glühendste, bedingungsloseste Menschenfreund“ sei “, meint der „FAZ“-Rezensent beeindruckt.

Ernst Horst bespricht in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“) Walter Hollsteins Buch „Was vom Manne übrig blieb – Krise und Zukunft des starken Geschlechts“. Der Autor finde zahlreiche Beispiele, um seine zentralen Thesen zu untermauern: die momentane Unterlegenheit des Mannes gegenüber der Frau, die berechtigte Unzufriedenheit des Mannes mit dieser Situation und einer noch mangelnden Aufmerksamkeit gegenüber diesem Thema in der Öffentlichkeit. Horst beurteilt das Buch als eines für den Mann, um ihn in seinem Kampf um ein Gleichgewicht der Geschlechter zu unterstützen. Ein Schritt zur Klärung der Missverständnisse in der Emanzipation von Mann und Frau scheint hier jedoch nicht getan worden zu sein, meint die „FAZ“.

Gisa Funck empfiehlt in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“) Mordecai Richlers Hippie-Satire „Cocksure“. Die Hippie-Figur würde hier in nicht mehr ungewohnter Form aufs Korn genommen, doch in seinem Gesellschaftsentwurf sei Richler „beunruhigend zeitgemäß“, meint die Rezensentin. Der Spott über die Blumenkinder sei schon 1968 nicht zu kurz gekommen. Überspitzt ziehen die Hippies in den Kampf gegen Spießertum, Intimsphäre und Kommerz, im Roman vertreten durch Joyce, die Gattin Mortimers, der hier die beiden Pole Hippie-Kapitalist verbindet. Der Roman erscheint in der Rezension Funcks als ein äußerst lesenswerter, humorvoller und scharfsinniger Beitrag zu dem wieder aufgewärmten Thema der ’68er Generation.

Sebastian Faulks verbeuge sich mit seinem Bond-Roman „Der Tod ist nur der Anfang“ sehr tief vor seinem Vorbild, titelt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung („FAZ“). Zum 100. Geburtstag des James Bond Erfinders Ian Fleming (28. Mai 2008) sollen dessen Erben den britischen Schriftsteller gebeten haben, einen Roman im Geiste Flemings zu schreiben. Der Autor zeige Bond als einen Mann am Scheideweg. Er ist ausgebrannt und beendet gerade eine dreimonatige Rekonvaleszenz. Am Ende dieser solle er sich nun entscheiden, ob er „die Welt des Schreibtisches oder die Welt des Bösen“ wählt. Faulks sei bereits der fünfte Autor, der sich an einer Fortsetzung versuche. Dabei gestatte er sich selten Anflüge von Ironie, bemängelt Rezensent Hintermeier.

Um die Unzulänglichkeiten des deutschen Gesundheitssystems zu entwirren, hat Friedrich Merz 22 Autoren gebeten, sich dieses Themas anzunehmen. In dem von der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“) besprochenen Buch „Wachstumsmotor Gesundheit“ werde der Widerstreit zwischen „mechanischer Naturwissenschaft“ und „nicht beschreibbarer Heilkunst“ herausgearbeitet. Aus der Sichtweise ökonomischer Effektivität, die eine „Industrialisierung des Krankenhauses“ nach sich zieht, bleibt der sich frei entfaltende Heilkünstler auf der Strecke, schreibt der Kritiker. Die einzelnen Beiträge findet der Rezensent der „FAZ“ geeignet, eine deutliche „Ein- und Übersicht“ in die Thematik zu bekommen.

In der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“) rezensiert Reinhard Helling das Buch „Cold Water“, das Erstlingswerk der Autorin Gwendoline Riley. Die junge Protagonistin Carmel McKisco arbeitet hinterm Tresen einer Kellerbar. So hat sie Zugang zu allen möglichen Getränken. Von trostlosen Streifzügen durch Manchester werde berichtet, „leider aber nicht viel mehr“, merkt der Rezensent hier an. Der Roman sei „ein ziemlich wild zusammengemixter Cocktail aus Liebeskummer, Literaturbegeisterung, Heldenverehrung und stilbewusster Melancholie“. Das helfe alles nichts: „Die mit jugendlichem Pessimismus getränkte Geschichte ist ebenso spannungs- wie belanglos“, schimpft der Rezensent.

„Neue Zürcher Zeitung“

Innenansichten des islamischen Terrorismus liefere Yasmina Khadra mit seiner Trilogie „Logik des Terrorismus“. Mit dem von der „Neuen Zürcher Zeitung“ („NZZ“) rezensierten Band „Die Sirenen von Bagdad“ beschließe er die Reihe zum Thema. Diesmal habe er den Irak-Krieg als Schauplatz gewählt. Während einer nächtlichen Razzia amerikanischer Soldaten sieht ein Junge seinen Vater entblößt – eine Unmöglichkeit laut den „Gesetzen seiner Kultur“. Er will sich rächen. Sein Weg führt ihn alsbald nach Bagdad, wo er sich dem Djihad anschließen wird. Khadras Anliegen sei es, dem Westen zu verdeutlichen, wie viele Wege es gebe, ein Attentäter zu werden. Die „Blindheit“ oder „Ignoranz“ des Abendlandes der arabischen Kultur gegenüber provoziere viele Missverständnisse, befindet der Rezensent.

Mit der dreiteiligen Familiensaga „Die Hansens“ hat André Winter seinen Romanerstling veröffentlicht. Andrea Lüthi stellt den Roman in der „Neuen Zürcher Zeitung“ („NZZ“) vor. Als 11-Jähriger findet Jan hinter einer versteckten Tür im Haus seiner Großmutter ein Dokument. Darauf steht zwar sein Geburtsdatum, der Nachname aber ist ein fremder. Daraufhin entwickelt Jan ein Misstrauen gegen den Mann, den er bisher als Vater kannte. In dem Roman versucht er, seiner Herkunft auf die Spur zu kommen und so ist die Vater-Sohn-Beziehung treibende Kraft der Erzählung. Der Leser habe die Möglichkeit, sich seine eigenen Gedanken zu machen, zu den Vitae der Figuren sowie zu den zahlreichen Symbolen und Metaphern, „die sich wie eine zweite Schicht über die Geschichte legen“, meint die Rezensentin.

„Süddeutsche Zeitung“

In der „Süddeutschen Zeitung“ („SZ“) schreibt die Rezensentin Kristina Maidt-Zinke erfreut, der Problembär Bruno habe sich keine schönere Hommage wünschen können als Gerhard Falkners „Bruno. Eine Novelle“, erschienen im Berlin Verlag. Der Held der Erzählung, ein Berliner Dichter, reist in die Schweiz und beschließt dort, im Sinne der Selbstfindung, seinem angeblichen Totemtier Bruno zu begegnen. Was folgt, sei eine Spurensuche, die Naturerzählung, Künstlernovelle und Groteske bravourös vereint. Ein wenig störend empfindet Maidt-Zinke, wenn der Autor anhand von Modemarken „wie pflichtschuldig“ die faszinierende Natur mit einer unsinnigen, kommerzialisierten Welt konterkariert. Doch die Erzählung ende effektvoll, meint die Rezensentin und zeigt sich begeistert von Falkners „Bruno“.

Der Rezensent Andreas Tönnesmann empfiehlt in der „Süddeutschen Zeitung“ („SZ“) die Monografie Kia Vahlands über den venezianischen Künstler Sebastiano del Piombo (1485-1547). Der Renaissancemaler geht von Venedig nach Rom und schafft es, sich einen Namen zu machen. Zu seinen Vorbildern gehören Raffael und Michelangelo, deren Stilmerkmale er harmonisch zu vereinen weiß. Vahland habe nun eine „ebenso lesbare wie lesenswerte Monographie“ zu Leben und Werk des Malers verfasst, schreibt Tönnesmann. Das Buch Vahlands sei eine gute Einführung in das künstlerische Werk del Piombos, in dem der Leser auch viel über die Zeit des Malers erfährt

Thomas Pletzingers Romandebüt „Bestattung eines Hundes“ ist in der „Süddeutschen Zeitung“ („SZ“) nicht auf großes Lob gestoßen. Ausgangspunkt der Geschichte ist eine etwas andere Liebesbeziehung. Auf seiner Karriereleiter sei der Protagonist Mandelkern, ein ehemaliger Ethnologie-Student, nicht sehr zielstrebig emporgestiegen. Von seiner Frau und Chefin erhält Mandelkern den Auftrag, den Kinderbuchautor Svensson am Luganer See aufzusuchen. Es sei jedoch wenig überraschend, dass Mandelkern dieser Aufgabe nicht nachkommt. „Texttechnisch gewitzt“ bezeichnet Bartmann den Debütroman Pletzingers, das seien heutzutage jedoch alle.

Der Zoologe Wolfgang Wiesner mache sich Gedanken wie die Entschlüsselung des menschlichen Genoms praktisch zu verwerten sei. In dem von der „Süddeutschen Zeitung“ („SZ“) rezensierten „Gehirn und Genom“ versuche er über Darwins Theorie hinauszublicken. Wolfgang Wiesner versucht, die Evolutionstheorie um die Erkenntnisse der modernen Zellforschung, Genetik, Neurologie und Biochemie zu erweitern, schreibt der Rezensent der „SZ“, Burkhard Müller. Wie verändert sich das Erbgut – durch Zufall oder durch geplante Entwicklung? Diese und weitere Fragen beantworte der Autor. Wiesner komme ins Lavieren, wenn er versuche, scheinbar sinnlose Mutationen als „frappierend zweckmäßig“ erscheinen zu lassen, bemängelt der Rezensent, der „SZ“.

Annika Müller stellt in der „Süddeutschen Zeitung“ („SZ“) das „Geburtstagsgeschenk“ „Ich möchte lieber doch. Fernsehen als literarische Anstalt“ für den Literaturkritiker Martin Lüdke vor. „Wer die Arbeit ebenso scheut wie den Müßiggang, der findet leicht zum Buch“, laute die Devise Lüdkes, schreibt die Rezensentin. Bei der Arbeit an dem besprochenen Buch wurden jedoch keine Mühen gescheut und so sei ein Band entstanden, in dem weit mehr als nur Gratulationsartikel zu lesen sind. Der Literaturbetrieb werde von allen Seiten beleuchtet, Blicke in seine Zukunft geworfen, „nicht ohne dabei alte Rechnungen zu begleichen“, schreibt Müller. Die Rezensentin empfiehlt das Präsent an Außenstehende und Involvierte des Kulturbetriebs, es sei „nicht selten amüsant“.

Der französische Historiker Robert Muchembled setzt sich in dem von der „Süddeutschen Zeitung“ („SZ“) bewerteten „Die Verwandlung der Lust“ mit dem Umgang der körperlichen Freuden vom 16. bis 20. Jahrhundert auseinander. In vormedialer Zeit (16. Jahrhundert) wurden die Konventionen von Liebe, Sex und Ehe „stets neu ausgehandelt“. Die gesteigerte Verbreitung von Druckerzeugnissen zur Mitte des 17. Jahrhunderts habe eine zunehmende Standardisierung der Normen zur Folge, schreibt die „SZ“. Dem 19. Jahrhundert widme Muchembled das längste Kapitel. Dieser Epoche bescheinige er eine männliche Doppelmoral. Die Rezensentin der „SZ“, Sabine Doering-Manteuffel, kommt nach Lektüre des Buches zur Schlussfolgerung, „Orgasmus und Okzident“ passe nicht zusammen.

Die „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“) empfiehlt Romain Garys autobiografischen Roman „Frühes Versprechen“. Der Roman wurde nach über zwanzig Jahren wieder aufgelegt. Der Roman beginnt mit einem Selbstmord. Auf einen solchen Abgang und ähnliche Situationen komme das Buch häufig zu sprechen. Dabei seien die Stellen humorvoll-sarkastisch, mit doppeltem Boden und der Erzähler sei hier letztlich immer selbst der Dumme. Die Traurigkeit ändere jedoch nichts an dem „enormen Lesevergnügen“, den der autobiografische Roman Garys bereitet, urteilt der Rezensent abschließend. (car/sat/vol/wip)

Literaturangaben:
CAPOTE, TRUMAN: Die Hunde bellen. Alle Reportagen, Porträts und Reiseskizzen. Aus dem Amerikanischen von Marcus Ingendaay. Kein & Aber Verlag, Zürich 2007. 912 S., 29,90 €.
FALKNER,GERHARD: Bruno. Eine Novelle. Berlin Verlag, Berlin 2008. 110 S., 16 €.
FAULKS, SEBASTIAN: Der Tod ist nur der Anfang. Ein James-Bond-Roman. Aus dem Englischen von Jürgen Bürger. Heyne Verlag, München 2008. 320 S., 12,95 €.
GARY, ROMAIN: Frühes Versprechen. Roman. Aus dem Französischen von Giò Wäckherlin Induni. Mit einem Nachwort von Sven Crefeld, Fotos, einer Zeittafl, einem Werkverzeichnis. SchirmerGraf Verlag, München 2008. 415 S., 22,80 €.
HOLLSTEIN, WALTER: Was vom Manne übrig blieb. Krise und Zukunft des starken Geschlechts. Aufbau Verlag, Berlin 2008. 304 S. 19,95 €.
KHADRA, YASIMA: Die Sirenen von Bagdad. Roman. Aus dem Französischen von Regina Keil-Sagawe. Nagel & Kimche, Zürich 2008. 315 S., 19,90 €.
MERZ, FRIEDRICH: Wachstumsmotor Gesundheit. Die Zukunft unseres Gesundheitswesens. Carl Hanser Verlag, München 2008. 406S., 19,90€.
MUCHEMBLED, ROBERT: Die Verwandlung der Lust. Eine Geschichte der abendländischen Sexualität. Aus dem Französischen von Ursel Schäfer. DVA, München 2008. 384 S., 24,95 €.
PLETZINGER, THOMAS: Bestattung eines Hundes. Roman. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2008. 348 S., 19,95 €.
RICHLER, MORDECAI: Cocksure. Übersetzt aus dem Englischen von Silvia Morawetz. Liebeskind Verlag, München.2008. 256 S. 19,80 €.
RILEY, GWENDOLINE: Cold Water. Roman. Aus dem Englischen von Sigrid Ruschmeier. Schöffling Verlag, Frankfurt am Main 2008. 153 S., 17,90 €.
VAHLAND, KIA: Sebastiano del Piombo. Ein Venezianer in Rom. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2008. 95 S. 19,80 €.
WASNER, ALEXANDER (Hrsg.): Ich möchte lieber doch. Fernsehen als literarische Anstalt. Wallstein Verlag, Göttingen 2008. 239 S., 19,90 €.
WIESNER, WOLFGANG: Gehirn und Genom. Ein neues Drehbuch für die Evolution. Verlag C.H. Beck, München 2007. 285 S., 22,90 €.
WINTER, ANDRÉ: Die Hansens. Roman. Bilgerverlag, Zürich 2007. 309 S., 23 €.

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