Von Gregor Tholl
Allein für diesen Buchtitel möchte man die Braut küssen - oder zumindest umarmen: „Wer Ja sagt, muss auch Onkel Horst einladen“. Theresa Selig legt mit diesem gelungenen Band und seinen 25 Kapiteln, die auf ihrer Hochzeitskolumne bei „jetzt.de“ basieren, eine lustige Lektüre übers Heiraten und die monatelangen Vorbereitungen vor. Das sehr persönliche Buch ist etwas Buntes zum Lesen über den Bund fürs Leben. Geeignet sowohl für angehende Ehepaare als auch für Hochzeitsmuffel.
Fragen, die sich Brautleute stellen und denen auch Selig nachgeht: Kirche oder Standesamt? Schloss oder Scheune? Ja oder Nein zum Traugelübde-Auswendiglernen? Zu einem künftigen Doppelnamen? Einem Extra-Tanzkurs fürs Fest? Einem Videodreh während des angeblich schönsten Tag des Lebens? Und ganz wichtig: soll die Gästeliste voll mit Verwandten oder mit Freunden sein?
„Von 130 eingeladenen Gästen haben sich Wochen später etwa 20 zurückgemeldet. Der erste war, und zwar einen Tag, nachdem ich die Einladungen zur Post gebracht hatte, Onkel Horst. Onkel Horst ist einer jener Gäste, deren Absage mich, sagen wir mal so, nicht allzu heftig getroffen hätte. Kur. Oder Fortbildung. Von mir aus Nordic Walking im Allgäu. Hätte ich alles als Entschuldigung gelten lassen. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass die Onkel Horsts dieser Welt niemals absagen.“
Wer diesen Sound mag, wird bei Theresa Selig, die eigentlich Lisa Seelig heißt, viele schöne Stellen finden. Die 30 Jahre alte Autorin kommt aus München, lebt mit ihrem Mann in Berlin und schreibt zum Beispiel für die Twen-Zeitschrift „Neon“ oder die „Süddeutsche Zeitung“ und den „Tagesspiegel“.
Selig verbindet gesellschaftliche Beobachtungen mit viel Humor, beispielsweise wenn sie in Bezug auf dessen inflationären Gebrauch in Trauungszeremonien das Hohelied der Liebe aus der Bibel als eine Art „Der kleine Prinz“ der Heiligen Schrift bezeichnet.
Abgenutzte Geschlechterklischees muss man in diesem Buch zum Glück nicht ertragen. Stattdessen kommen zum Beispiel die Eltern zu Wort. Der 68er-Vater, als die Tochter am Telefon vom Antrag erzählt: „Soso, verlobt. Macht man heute wieder so, ja?“ Und die Mutter mit Blick auf die Bräutigamseltern: „Wie machen wir das denn mit den Kosten für die Hochzeit? Nicht, dass wir alles bezahlen müssen.“
Nörglern, die das Heiraten als typisches Zeichen einer angepassten Generation sehen, von versuchter Versorgungsgarantie reden oder davon, dass man auch ohne Trauschein eine glückliche Beziehung führen könne, hält die Autorin schlicht entgegen: „Eine große Party und die Liebe: Das sind zwei richtig gute Gründe fürs Heiraten, finde ich.“
Literaturangabe:
SELIG, THERESA: Wer Ja sagt, muss auch Onkel Horst einladen. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2010. 128 S., 8,95 €.
Weblink: Deutscher Taschenbuch Verlag