WIESBADEN (BLK) - Die renommierte Dostojewski-Übersetzerin Swetlana Geier (86) arbeitet nach eigenen Angaben wahrscheinlich zum letzten Mal an einem Roman des russischen Schriftstellers. „Aufzeichnungen aus einem toten Hause“ solle der Titel lauten, sagte Geier am Samstagabend (31.10.) vor Russischschülern in Wiesbaden.
Sie bleibe ihrer Tradition treu, den Werken Fjodor Dostojewskis (1821-1881) neue deutsche Titel zu geben, die genauer dem russischen Wortsinn entsprechen als bisherige Übersetzungen. Auf Deutsch hieß das Buch bislang „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus“. Aus „Schuld und Sühne“ hat Geier in ihren preisgekrönten Übersetzungen „Verbrechen und Strafe“ gemacht, die „Dämonen“ wurden „Böse Geister“. Zu dem bevorstehenden Abschied von ihrem Lieblingsautor Dostojewski sagte Geier: „Er hat ein ganz großes Stück meines Lebens bekommen.“
Im Wiesbadener Kurhaus, in dem auch die Spielbank liegt, las sie am Sonntag (2.11.) aus ihrer neu erschienenen Übersetzung von „Der Spieler“ (Ammann Verlag, Zürich). Der spielsüchtige Dostojewski war zweimal in Wiesbaden, die Stadt mit ihrem Casino gelten als Vorlage für den Ort Roulettenburg im Roman.
Geier hat seit 1992 die fünf großen Romane sowie mehrere kleinere Werke Dostojewskis neu übersetzt. „So bin ich auf meine alten Tage zur ‚Frau mit den fünf Elefanten’ geworden“, sagte sie. Ein Dokumentarfilm über sie mit diesem Titel lief am Wochenende im Wettbewerb des internationalen Filmfestival DOK Leipzig. (dpa/gai)
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