Werbung

Werbung

Werbung

Ulrich Peltzer über das Glück

Der Autor ist beeindruckt von den Frankfurter Kontrasten

© Die Berliner Literaturkritik, 26.08.09

FRANKFURT/MAIN (BLK) - Der neue Stadtschreiber von Bergen-Enkheim in Frankfurt, Ulrich Peltzer, schreibt an einem Buch über das Glück. Im Mittelpunkt des Romans stehe ein Salesmanager, Mitte 50, „und die Frage: Was macht Glück aus?“, sagte der 52-Jährige am Mittwoch in Frankfurt. Die Geschichte spiele - anders als die meisten seiner Romane - nicht in seiner Wahlheimat Berlin oder einer anderen deutschen Großstadt. Er habe aber „das Gefühl, dass eine Stadt wie Frankfurt da ganz produktiv sein kann“. Von dem Recht, ein Jahr lang in dem Stadtschreiberhaus im Stadtteil Bergen-Enkheim zu wohnen, werde er „schon immer mal wieder“ Gebrauch machen. Peltzer erhält die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung am Freitagabend.

Der gebürtige Krefelder, der in Berlin-Neukölln lebt, kennt Frankfurt von gerade erst abgeschlossenen Dreharbeiten für einen Film mit dem Titel „Unter geht die Stadt“, für den er zusammen mit dem Autor und Regisseur Christoph Hochhäusler das Buch geschrieben hat. Darin gehe es um ein Liebesverhältnis zwischen einem Bankvorstand und der Frau eines Bankangestellten. Wann der Film in die Kinos komme, stehe noch nicht fest.

Abgesehen von Berlin sei Frankfurt für ihn nach Hamburg die interessanteste Stadt in Deutschland, erzählte Peltzer, den in München „sofort die Schockstarre überfällt“. „Abends um 21.00 Uhr durch leere Innenstädte zu gehen ist deprimierender als tief auf dem Land zu wohnen.“ Er äußerte sich beeindruckt über „die Kontraste zwischen der Dynamik und Ballung von Finanzmacht auf der einen Seite und des internationalen Prekariats nur 100 Meter weiter“ in Hessens größter Stadt. „Diese Form der Heterogenität in Frankfurt ist einzigartig. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem die Stadt viel zu wenig wuchert.“

Peltzer ist der 36. Amtsinhaber und direkter Nachfolger von Friedrich Christian Delius. Die Auszeichnung gilt als ältester Stadtschreiber-Preis in Deutschland und wurde erstmals 1974 vergeben, als Bergen-Enkheim noch nicht zu Frankfurt gehörte. Der Preisträger darf zudem Schriftsteller zu Lesungen nach Bergen-Enkheim einladen. Unter den bisherigen Stadtschreibern waren Wolfgang Koeppen, Ulla Hahn, Herta Müller, Wilhelm Genazino, Uwe Timm, Peter Härtling, Jurek Becker und Katharina Hacker. (dpa/ber/mül)


Bookmark and Share

BLK mit Google durchsuchen: