WARSCHAU (BLK) - Die erste Biografie des vor drei Jahren gestorbenen polnischen Starreporters Ryszard Kapuscinski sorgt in Polen für Aufregung. Verleger aus Frankreich, Italien und Spanien hätten auf eine Veröffentlichung verzichtet, nachdem die Witwe des Journalisten gedroht habe, ihnen Rechte auf Neuauflagen der Bücher von Kapuscinski zu verweigern, berichtete die Zeitung „Rzeczpospolita“ am Samstag. Alicja Kapuscinska hatte vorher auf dem Rechtsweg versucht, das Erscheinen der Biografie in Polen zu stoppen. Ein Gericht wies aber vor einer Woche ihre Beschwerde zurück.
Das Buch „Kapuscinski. Non-Fiction“ von Artur Domoslawski soll am kommenden Mittwoch auf den Markt kommen, in einigen Buchhandlungen in Warschau begann der Verkauf bereits am vergangenen Freitag.
Kapuscinski hatte fünf Jahrzehnte lang Asien und Lateinamerika, Afrika und die Sowjetunion durchquert und dabei über die Aufstände und Bürgerkriege, Revolutionen und politischen Umwälzungen berichtet. Im Januar 2007 starb er im Alter von 74 Jahren. Seine Berichte aus Äthiopien, Iran und Angola brachten ihm zahlreiche Preise und den Titel „Reporter des Jahrhunderts“.
Kapuscinski habe als eine Ikone gegolten, dabei sei die Wahrheit viel komplizierter als der Mythos, sagte Domoslawski der Polnischen Presse-Agentur PAP. Er beschrieb Kapuscinskis politisches Engagement in den Zeiten der kommunistischen Diktatur sowie Kontakte zum Geheimdienst in den 60ern und 70ern Jahren. 1975 soll der Reporter mit der Waffe in der Hand an der Seite der kommunistischen Aufständischen in Angola gekämpft haben.
Manche seiner Bücher seien keine Berichte über Fakten gewesen und gehörten eher zur Litaratur, hieß es bei Domoslawski. Als „Legende“ enthüllte er angebliche Bekanntschaft des Reporters mit Che Guevara oder Patrice Lumumba. Die Biografie enthält auch interne Informationen aus dem Familienleben. (dpa/wer)