FRANKFURT AM MAIN (BLK) – Buchhändler und Verleger wünschen sich zum „Welttag des Buches“ am 23. April modernere Schullektüre. „Ich weiß nicht, ob man unbedingt in seinem Leben einen Goethe gelesen haben muss“, sagte die stellvertretende Vorsitzende des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Viola Taube, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Mit einer besser auf das Alter der Schüler abgestimmten Lektüre könnten mehr Jugendliche fürs Lesen begeistert werden.
Der Abstand zwischen der „unsägliche Schul-Lektüre“ einerseits und den Lebenswelten der Jugendlichen andererseits sei „pädagogisch unklug“. Statt Festlegungen in Lehrplänen solle man den Lehrern lieber freie Hand bei der Auswahl der Literatur lassen. Dann könnten sich Schulklassen, in denen beispielsweise Mobbing ein ernstes Problem sei, literarisch damit auseinandersetzen.
Kritik übte Taube auch an der Darstellung des Lesens in deutschen Fernsehserien: „Die Soaps haben in ihren Wohnungen nicht mal mehr ein Bücherregal. Ich würde mir auch wünschen, dass ein Tatort-Kommissar ein Buch auf seinem Schreibtisch liegen hat.“ Der „Welttag des Buches und des Urheberrechts“ bietet Taube zufolge die Gelegenheit, auch mit Unterstützung Prominenter eine breite Öffentlichkeit für das Lesen zu begeistern. „Wenn Oliver Kahn – so muffelig er auch sein mag – in Gesprächen sagt, er liest gerne ein Buch, kommt das bei den Leuten an. Das finde ich toll.“
Im Internet sieht Taube, die selbst eine Buchhandlung betreibt, keine Konkurrenz zum Buch: „Die Wärme, die ein Buch ausstrahlt, können die technischen Geräte gar nicht wiedergeben. Das merken auch die Jugendlichen: Ich kann mit einem Buch ins Bett gehen, aber doch nicht mit einem E-Book.“
Mit dem 1995 von der UNESCO ins Leben gerufenen Welttag werben der Börsenverein und die Stiftung Lesen bundesweit fürs Buch. In 300 Städten sind rund 1500 Veranstaltungen geplant, darunter Lesungen, Bücherpartys und Schreibwettbewerbe. (Gespräch: Daniel Kirch, dpa/wip)