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„Vater der Wählerinitiativen“ – Grass erwägt Rückkehr in die SPD

Der Literaturnobelpreisträger will Politik nicht allein den Parteien überlassen

© Die Berliner Literaturkritik, 07.04.09

 

BERLIN (BLK) – Der Literaturnobelpreisträger Günter Grass (81) ist unter bestimmten Voraussetzungen bereit, wieder in die SPD einzutreten. Er hatte die Partei Ende 1992 aus Protest gegen die Asylpolitik der Sozialdemokraten verlassen. „Wenn das wieder in Ordnung gebracht wird, trete ich wieder ein“, sagte Grass am Montagabend in Berlin der Deutschen Presse-Agentur dpa. „Darauf warte ich noch. Das habe ich auch schon damals Gerhard Schröder gesagt.“ Grass hatte seinerzeit die Beschlüsse der SPD-Führung zur Änderung des Asylrechts als „unverantwortlich und ein Stück Heuchelei“ kritisiert, ungeachtet dessen sich aber weiter für die Sozialdemokraten engagiert.

Mit den Worten „Lasst die SPD nicht im Stich, wir sind auf diese Partei angewiesen, wenn sich was ändern soll in diesem Land!“, rief Grass in der SPD-Bundeszentrale, dem Willy-Brandt-Haus in Berlin, für den nächsten Bundestagswahlkampf wie schon seit 1965 wieder zum aktiven Engagement für die Partei auf. Auch er werde wieder daran teilnehmen, „vor allem in Ostdeutschland“, aber „nicht mehr in 180 Veranstaltungen wie vor 40 Jahren“. Er sei immer der Meinung gewesen, „dass man Politik nicht allein den Parteien überlassen darf, auch nicht der SPD“.

Er sehe die Ausstellung, die seinen Einsatz seit 1965 für den damaligen Berliner Regierenden Bürgermeister und späteren Kanzler Willy Brandt dokumentiert, „auch nicht museal, sondern als Beispiel für die Erkenntnis, dass Demokratie kein fester Besitz ist, wenn man nicht Partei ergreift“. Grass gilt mit seinem Einsatz für die „Es-Pe-De“ als „Vater der Wählerinitiativen“.

Der 81-Jährige appellierte an die Parteimitarbeiter, im Wahlkampf alle neuen technischen Möglichkeiten zu nutzen. „Ich beherrsche das Internet nicht, aber da soll ja einiges los sein.“ Grass besuchte die ihm gewidmeten Ausstellung „Ein Bürger für Brandt. Der politische Grass“, die vom SPD-Kanzlerkandidaten, Außenminister Frank-Walter Steinmeier, eröffnet wurde. Der SPD-Politiker sprach sich dafür aus, die vom Lübecker Günter-Grass-Haus zusammengestellte und dort auch schon gezeigte Ausstellung noch „in möglichst vielen Städten Deutschlands“ zu präsentieren. In Berlin ist sie bis 24. April zu sehen.

Steinmeier sagte, es habe auf ihn immer einen tiefen Eindruck gemacht, „dass Schriftsteller lautstark Partei ergreifen für das politische Wohl dieses Landes“. Grass sei in dieser Hinsicht ein Vorbild für viele. Politik brauche erst recht in Zeiten der krisenhaften Globalisierung den Austausch mit Künstlern und Kulturschaffenden, „nicht nur mit denen im eigenen Land“. (dpa/mon)


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