BERLIN/ISTANBUL (BLK) - Der Prozess gegen die in Berlin lebende türkische Schriftstellerin Pinar Selek steht vor einer neuen Runde. Wie das deutsche PEN-Zentrum am Freitag (11.2.) mitteilte, hat die Staatsanwaltschaft Istanbul Berufung gegen den gerichtlich geforderten Freispruch für die Autorin eingelegt. Die oberen Justizbehörden der Türkei werfen ihr vor, 1998 einen Bombenanschlag auf den Istanbuler Gewürzbasar verübt zu haben.
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Mit der Berufung gehe das Verfahren erneut an das Oberste Gericht zurück, das im September 2010 die Verurteilung Seleks zu 36 Jahren Isolationshaft gefordert habe, erklärte PEN-Vizepräsidentin Christa Schuenke in Berlin. Selek lebt derzeit als Writers-in-Exile-Stipendiatin des PEN in Berlin.
Das Istanbuler Landesgericht hatte am Mittwoch (9.2.) auch im dritten Anlauf auf einem Freispruch für Selek bestanden. Die Richter stellten sich damit erneut gegen die Entscheidung der höheren Instanz.
Die Staatsanwaltschaft hätte laut PEN 15 Tage Zeit für die Berufung gehabt, habe sie aber schon nach zwei Tagen eingereicht. „Wir sind bestürzt und in höchstem Maße besorgt über diese überraschende und entmutigende Entwicklung eines Verfahrens, das ein paar Stunden lang eine Wende im Umgang der türkischen Justiz mit Andersdenkenden einzuleiten schien“, so die PEN-Vertreter. (swe/dpa)