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Verlust und Gewinn von Selbstbestimmung

Erleben und Erinnern – Neue Erzählungen von Cees Nooteboom

© Die Berliner Literaturkritik, 03.04.09

 

Von Ingo Senft-Werner

 

Das Leben besteht aus Millionen von Momenten, doch im Rückblick erweisen sich nur wenige von ihnen der Erinnerung wert. Diesen entscheidenden Augenblicken ist der niederländische Autor Cees Nooteboom in seinem neuen Erzählband „Nachts kommen die Füchse“ auf der Spur. Der 75 Jahre alte Reisejournalist und Dichter stellt sich den Fragen des Lebensabends: Warum verläuft ein Leben in dieser und nicht in jener Bahn? Ist die Richtung vorgegeben oder hätte sie sich in jenen wenigen

entscheidenden Momenten doch verändern lassen?

 

Nooteboom hat für den Erzählband in seiner Bilderkiste gekramt. Fotos bilden die Ausgangspositionen der Geschichten, die in verschiedenen Ländern der Welt spielen. Sie regen die Erinnerung an und lassen im Kopf ganze Filme ablaufen. Meist sind es Bilder von Frauen: die erste Liebe in Venedig, die beim Wiedersehen nach Jahrzehnten nur einen schalen Geschmack hinterlässt. Oder Paula, die angebetete Frau von Welt, die unerreichbar bleibt und nach der sich doch das Leben etlicher Männer ausrichtet.

 

In einer weiteren Geschichte erzählt Nooteboom vom Lebemann Heinz in Ligurien. Erst als Heinz tot ist, merkt der Erzähler, wie viel ihm der Mann bedeutet hat – oder besser: hätte bedeuten können. Aber das Leben ist so schnell vorbei und mit ihm die vielen Gelegenheiten.

 

Der schmale Band „Nachts kommen die Füchse“ ist erkennbar das Werk eines alternden Schriftstellers. Der Blick richtet sich in die Vergangenheit. Ein Hauch Wehmut, manchmal gepaart mit Bedauern und Einsamkeit weht zwischen den Zeilen. Nüchtern, abgeklärt und auch altersweise zieht Nooteboom Bilanz: „Wir sind unsere Geheimnisse, und wenn es mit rechten Dingen zugeht, nehmen wir sie dorthin mit, wo niemand ihnen nahekommt.“

Literaturangaben:
NOOTEBOOM, CEES: Nachts kommen die Füchse. Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009. 155 S., 19,80 €.

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