Werbung

Werbung

Werbung

„Vertrauen und Gewalt“

Ein Versuch von Jan Philipp Reemtsma

© Die Berliner Literaturkritik, 10.03.08

 

MÜNCHEN (BLK) – Jan Philipp Reemtsma gelinge es in seiner Studie „Vertrauen und Gewalt“, bekannte Sachverhalte „intellektuell aufregend“ und „herausfordernd“ mit einer neuen Sichtweise darzustellen, urteilt der Rezensent Jens Bisky für die „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“).

Reemtsma gehe der Frage nach, wie und von wem Gewalt ausgeübt werde. Seine „ausgreifende“ Studie glücke ihm, da er eine „kühne Mischung von soziologischer Begriffsbildung und literaturwissenschaftlicher Deutungskunst“ gewählt habe, urteilt der Rezensent. Reemtsma unterscheidet laut Bisky einleuchtend drei Arten der Gewalt „nach ihrem Bezug zum Körper“ und beleuchtet Beispiele aus Stalinismus und Nationalsozialismus neu. Das Buch besteche durch eine „doppelte Tugend“, nämlich der, dass Gewalt „sehr ernst genommen, nicht wegerklärt“ und zugleich „jede Koketterie mit der eigenen Unempfindlichkeit“ vermieden werde. Reemtsma ziehe in seiner Studie „eine persönliche Summe seiner intellektuellen Entwicklung“ und der „Arbeit am Hamburger Institut für Sozialforschung seit der Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht“, beschreibt Bisky. Besonders hebt Bisky Reemtsmas neue „Form des Nachdenkens“ hervor: Reemtsma inszeniere ein Gespräch mit dem Leser und suche die richtigen Fragen. Er gehe insbesondere der Frage nach, „wie Menschen wirklich handeln und wie sie ihr Handeln erklären“.

Reemtsma verstehe es trotz der „Fülle der Gesichtspunkte“, seinem ursprünglichen Impuls gerecht zu werden: Er räume der Angst einen Platz ein, um daraus Selbstbewusstsein zu gewinnen. Diejenigen, die vernünftig über Gewalt sprechen wollen, kommen laut Bisky an diesem Buch nicht vorbei. (mar/wip)

Literaturangaben:
REEMTSMA, JAN PHILIPP: Vertrauen und Gewalt. Versuch über eine besondere Konstellation der Moderne. Hamburger Edition, Hamburg 2008. 576 S., 30 €.

Verlag


Bookmark and Share

BLK mit Google durchsuchen: