MÜNCHEN (BLK) – In der „Süddeutschen Zeitung“ bespricht Ulrich Rüdenauer den Erzählband „Das Schicksal der Nathalie X“ von William Boyd. Das 1995 in Großbritannien erstmals veröffentlichte Werk ist nun auch in deutscher Übersetzung erschienen.
Die elf Erzählungen von Boyd folgen keinem festen Schema. So erzählt er unter anderem von dem Handelskaufmann Agostinho da Silva Boscán, der im Lissabon der 30er Jahre lebt und von einem Leben als Dichter träumt. Er begehrt die Frau seines verstorbenen Chefs. Die beiden finden zu einander. Drei Weihnachtsabende verbringen die beiden gemeinsam, doch Boscán spielt nur die Rollen seiner dichterischen Vorbilder. Als er kurz darauf verstirbt, zeigt sich, dass er im Grunde ein ereignisloses Leben hatte. Weitere Erzählungen handeln mitunter von Hollywood und seinen Akteuren, Begegnung in Cafés und dem Treffen von Georg Trakl mit Ludwig Wittgenstein. Zuweilen tauchen einige der Protagonisten aus „Das Schicksal der Nathalie X“ in späteren Romanen des Autors wieder auf.
Boyds Erzählungen zeugten von einer spielerischen und lustvollen Aneignung verschiedener Genres, lobt der Rezensent. Bisweilen seien die einzelnen Fragmente, unter anderem Tagbuchnotizen oder Skizzen, jedoch ein wenig hingeworfen, kritisiert Rüdenauer. Trotzdem sei das Frühwerk Boyds äußerst vielschichtig und voller interessanter Stimmen, bemerkt der Rezensent. (zei/dan)
Literaturangaben:
BOYD, WILLIAM: Das Schicksal der Nathalie X. Erzählungen. Aus dem Englischen von Chris Hirte. Berlin Verlag, Berlin 2007. 189 S., 18 €.
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