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40 Jahre Stroemfeld

KD Wolff nimmt Google aufs Korn

© Die Berliner Literaturkritik, 11.08.10

Von Thomas Maier

FRANFURT/MAIN (BLK) - Der Name Roter Stern war für den Verlag von Karl-Dietrich Wolff Programm: „Wir wollten politische Kampfbroschüren machen“, erinnert sich der Verleger an den Spätsommer 1970. Aus der Revoluzzerfirma des heute 67-Jährigen, der seit seiner Zeit als Chef des Sozialistischen Studentenbundes (SDS) nur „KD“ genannt wird, ist der hoch geachtete Stroemfeld Verlag geworden. So groß ist das Renommee, dass das 40-jährige Bestehen mit einer Ausstellung gewürdigt wird, die am 13. August in der Deutschen
Nationalbibliothek in Frankfurt beginnt.

Der Ort dafür scheint genau richtig: Denn der Verlag ist mit der Faksimile-Edition deutscher Klassiker wie Hölderlin oder Kafka auch international bekannt geworden. Schon kurz nach der Gründung hatte sich Wolff, der dem undogmatischen SDS-Flügel angehörte, von den
alten Kampfgefährten entfernt. „Wir haben uns mit allen Leuten verkracht“, sagt er. Als dann 1975 der erste Band der Hölderlin- Edition erschien, trudelten viele böse Briefe beim Verlag ein. Der sitzt seit 1970 in einem Altbau im Frankfurter Nordend.

Doch auch nach seiner Wende blieb der Verlag, der 1970 mit Titeln wie „Erziehung und Klassenkampf“ begonnen hatte, für die Nach-68er-Bewegung wichtig. Das Kultbuch „Männerphantasien“ über männliche Wünsche und Ängste von Klaus Theweleit, einem alten SDS-Freund von Wolff, bescherte Ende der 1970er Jahre dem Verlag einen millionenfach
verkauften Bestseller. Es blieb aber der einzige.

1993 meldete «Roter Stern» Konkurs an. Doch als Nachfolger stand der Stroemfeld Verlag bereit, den Wolff bereits 1979 in Basel und später in Frankfurt gegründet hatte. Zum Taufpaten wurde Hölderlin. Der Name Stroemfeld bezieht sich auf handschriftliche Notizen des Dichters. Der Rote Stern wurde immerhin als Logo beibehalten.

KD Wolff, ein bedächtiger Mann, hat einen langen Atem: Nach 33 Jahren wurde 2008 das in Fachkreisen hochgelobte Hölderlin-Projekt mit dem 20. Band abgeschlossen. Die vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützte Robert-Walser-Ausgabe wurde im selben Jahr begonnen, in diesem Jahr steht die Gottfried-Keller-Edition vor dem Abschluss. Mit der Kafka-Edition - die Faksimile-Ausgabe sämtlicher Romane mit Handschriften - wurde 1995 begonnen. Dafür kalkuliert Wolff, der inzwischen auch das Bundesverdienstkreuz erhalten hat, noch mindestens 20 Jahre ein.

Auch mit dem Internet-Riesen Google, der im großen Stil Bücher aus Bibliotheken einscannt, hat sich der kampferprobte Wolff angelegt. Der von ihm mitinitiierte „Heidelberger Appell“ hat in der Auseinandersetzung mit Google das Thema Urheberrechtsschutz für Autoren bundesweit zum Thema gemacht. Dafür gewann er auch die Unterstützung der Bundesregierung.

Es geht Wolff dabei nicht nur um die Rechte von Autoren, sondern auch um die Existenz des Verlags mit seinen fünf Angestellten. „Nur dank der Fördergelder schreiben wir eine schwarze Null“, sagt der Verleger, der keine Geschäftszahlen nennt. Unterstützt wird der Verlag von Stiftungen und Privatpersonen - doch neue Investoren werden gesucht. „Mit Beteiligungen wollen wir den Verlag auf eine sicherere Basis stellen.“

Zum Jubiläum gibt es für Wolff noch eine persönliche Genugtuung. Er darf Anfang September mit Hilfe des Hessischen Literaturstipendiums in den US-Bundesstaat Wisconsin reisen -vorausgesetzt er bekommt ein Visum. Dem ehemaligen Studentenführer war im vergangenen Jahr auf dem Flughafen in New York die Einreise verweigert worden. Das sorgte bundesweit für Schlagzeilen. Der US-Botschafter entschuldigte sich bei Wolff. Dieses Mal soll es problemlos abgehen. „Noch habe ich das Visum aber nicht“, meint der Verleger.

 BLK-Notizblock

* Internet

Stroemfeld Verlag

Deutsche Nationalbibliothek

* Orte

Stroemfeld Verlag, Holzhausenstraße 4, Frankfurt am Main

* Service

Die kostenlose Ausstellung ist vom 13. August bis 4. September in der Deutschen Nationalbibliothek zu sehen; offizielle Eröffnung ist am 12. August um 19 Uhr; Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag, 10 bis 20 Uhr; Freitag 10 bis 18 Uhr und Samstag 10 bis 17 Uhr; Führungen mit KD Wolff („40 Jahre in 40 Minuten“) mittwochs um 18 Uhr


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