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Von Radioessays und Horrorgeschichten

Presseschau vom 14. Februar 2008

© Die Berliner Literaturkritik, 14.02.08

 

BERLIN (BLK) – Die „NZZ“ bespricht Radioessays des französisch-tunesischen Denkers Abdelwahab Meddeb und den katalanischen Roman „Solitud“. Horrorgeschichten von Eugen Egner und ein Band über den Romanisten Erich Auerbach rezensiert die „SZ“. Außerdem in der Presseschau: Das Erstlingswerk der Malerin Cornelia Schleime und Jörg Steiner.

„Neue Zürcher Zeitung“

Wie die „NZZ“ informiert, lägen nun die „Gegenpredigten“ des überzeugten Kosmopoliten und Maghrebiners Abdelwahab Meddeb in deutscher Übersetzung vor. „Zwischen Europa und Islam“ enthalte 155 Radioessays des französisch-tunesischen Denkers. Darin würden kulturelle und politische Ereignisse im Zeitraum von 2003 bis 2006 kommentiert. Der Rezensent lobt Meddebs von intellektuellen Moden unbestochene Urteilskraft, durch die der Autor mit seiner konstruktiven Islamkritik aus der Masse schlecht durchdachter Einlassungen herausrage. Es seien im besten Sinn erzieherische Reden wider den Ungeist eines puritanischen Islamismus, der gegen vermeintlich ‚unislamische’ Neuerungen predige, schreibt die „NZZ“.

Jörg Steiner berichte in „ Ein Kirschbaum am Pazifischen Ozean“ von einem Aufenthalt als Writer-in-Residence an der University of Southern California, Los Angeles, schreibt die „NZZ“. Ein „außergewöhnliches“ Buch liege hier vor, in dem man „mit einem Gefühl unvermuteten Einverständnisses“ gefüllte Augenblicke erzählt bekomme. Eine zwischen Harmonie und Zersplitterung schlingernde Partitur ergäben die verdichteten Augenblicke und die „Filitation von ungreifbaren Stimmungen“. Der Leser gewinne den Eindruck, er komme nicht nur den geschilderten Erlebnissen, sondern auch den Rätseln des Lebens auf die Spur, schreibt die „NZZ“.

Die 1904 als Fortsetzungsroman erschienene Geschichte „Solitud“ der Katalanin Caterina Albert alias Victor Català sei die „Chronik eines sich steigernden Verlangens“, behauptet die „NZZ“. Mila vereinsame in der Einsiedelei einer Alp, auf der sie ihrem kürzlich geehelichten Mann Matias gefolgt sei. Dieser stelle sich bald als nichtsnutziger Ignorant heraus, meint Rezensentin Kersten Knipp. In Mila erwache ein erotisches Verlangen, „ausgelöst durch die Einsamkeit des Berglebens“. Auch die „Naturschönheiten der Pyrenäen, von Català eindrucksvoll in Szene gesetzt“ vermögen sie nicht zu trösten.

„Süddeutsche Zeitung“

Einen Band über den Romanisten Erich Auerbach haben Karlheinz Barck und Martin Treml herausgegeben, teilt die „SZ“ mit. Petra Boden, Matthias Bormuth und Richard Faber hätten unter anderem Beiträge geschrieben. Mit großem Gewinn werde das, was man die „Soziologie des Lebenslaufs“ nenne, in die Topographie eines Gelehrtenlebens eingezeichnet. Im Anhang des Buchs seien entlegene Texte Auerbachs abgedruckt. Neben diesen finde man dort auch seine Besprechungen von Stefan Georges Danteübertragung, sowie Briefe an Martin Buber und Siegfried Kracauer. Die Herausgeber seien in der Konzeption des Bandes einem Zentralmotiv im Werk Auerbachs gefolgt, behauptet die „SZ“.

Der erste Roman „Weit fort“ der Malerin Cornelia Schleime verdeutliche die Auswirkungen der DDR-Diktatur bis in die heutigen Tage, informiert die „SZ“. Der in der Gegenwart spielende Roman erzähle die Geschichte der 50-jährigen Malerin Clara, die in Ludwig eine neue Liebe findet. Seine „berufliche Biografie während der DDR“ bleibe für sie jedoch im Dunkeln, weiß Rezensent Ijoma Mangold. Nachdem sie ihm einen Dokumentarfilm zeigt, der auch in Wirklichkeit existiere und die Autorin zeige, wie sie ihren Stasi-Spitzel konfrontiere, verschwinde Ludwig aus ihrem Leben. Sprachlich nicht besonders gelungen zeige der Roman aber auf, dass viele Opfer der DDR noch heute unter der Bespitzelung der DDR-Diktatur litten.

Die „SZ“ berichtet über den Erzählband des „deutschen H. P. Lovecraft“ Eugen Egner. „Nach Hause“ setze zwar auf Horroreffekte und Schreckmomente, doch den „humorigen Sound aus der längst allzu etablierten Ecke der ‚Neuen Frankfurter Schule’“ sei erhalten geblieben, meint Rezensent Helmut Böttiger. Leider sei dieser Humor der 70er Jahre nicht mehr zeitgemäß, die Geschichten wirkten zudem allzu elaboriert. (tan/wag/wip)

Literaturangaben:
BARCK, KARL-HEINZ / TREML, MARTIN (Hrsg.): Erich Auerbach: Geschichte und Aktualität eines europäischen Philologen. Kulturverlag Kadmos, Berlin 2007. 512 S., plus CD, 34,80 €.
CATALÀ, VICTOR: Solitud. Roman. Aus dem Katalanischen von Petra Zickmann. Schirmer-Graf-Verlag, München 2007. 380 S., 19,80 €.
EGNER, EUGEN: Nach Hause. Neun makabre Geschichten. Verlag Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2007. 185 S., 13,90 €.
MEDDEB, ABDELWAHAB,: Zwischen Europa und Islam. 115 Gegenpredigten. Aus dem Französischen von Rainer G. Schmidt. Wunderhorn, Heidelberg 2007. 418 S., 29,80 €.
SCHLEIME, CORNELIA: Weit fort. Roman. Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2008. 111 S., 14,95 €.
STEINER, JÖRG: Ein Kirschbaum am Pazifischen Ozean. Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 2008. 86 S., 12,80 €.

Presseschau vom 13. Februar 2008

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