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Voynich-Manuskript

Auf der Spur der rätselhaften Handschrift

© Die Berliner Literaturkritik, 08.12.09

Von Carola Frentzen

WIEN (BLK) - Es gibt ein paar wenige Dinge auf der Welt, denen Forscher selbst nach Hunderten von Jahren nicht so recht auf die Spur kommen. Das sind dann generell großartige Vorlagen für Bestseller-Romane, Hollywood-Thriller und wilde Spekulationen. Das rätselhafte Voynich-Manuskript, das als die mysteriöseste Handschrift der Welt gilt, ist so ein Fall. Immerhin wird es nicht nur in Dan Browns neuem Mystery-Thriller „Das verlorene Symbol“, sondern auch im berühmten Max McCoy-Roman „Indiana Jones und der Stein des Weisen“ erwähnt. Nach neuen wissenschaftlichen Untersuchungen scheinen jetzt zumindest zwei Dinge klar zu sein: Der Text ist authentisch und er ist wesentlich älter, als bisher angenommen.

Zwei amerikanische Expertenteams sind in Zusammenarbeit mit der ORF-Dokumentationsreihe „Universum“ der Enthüllung des Voynich-Geheimnisses ein bisschen näher gekommen - auch wenn es weiterhin unmöglich scheint, den Inhalt des verschlüsselten Schriftstücks zu entziffern. Aber mithilfe neuartiger materialwissenschaftlicher Untersuchungen konnten die Experten nun immerhin das Alter des Dokuments festlegen - und waren überrascht.

Nun wissen wir mit 99-prozentiger Sicherheit, dass das Pergament zwischen 1404 und 1438 hergestellt und höchstwahrscheinlich sofort beschrieben wurde“, sagte Kevin Repp von der „Beinecke Bibliothek für seltene Bücher und Manuskripte“ der Universität Yale, wo das Buch aufbewahrt wird. „Das ist 100 Jahre älter, als die kühnsten Idealisten gewagt hätten, anzunehmen.“

„Was die Kenntnis des Alters so interessant macht, ist, dass es der Wissenschaft einen völlig neuen Ansatz gibt“, erklärte „Universum“-Chef Walter Köhler der Deutschen Presse-Agentur dpa. Denn erstmals können sich Forscher nun auf die näheren Zeitumstände konzentrieren und damit einige Theorien ausschließen.

So hatten Wissenschaftler in der Vergangenheit versucht, dem Voynich-Manuskript mit Verschlüsselungstechniken aus dem 16. Jahrhundert zu Leibe zu rücken - natürlich ohne Erfolg. Das Buch scheint in einem Fantasie-Alphabet geschrieben, und zeigt auf knapp 250 Seiten allerorts magisch anmutende Schriftzeichen und an Botanik und Heilkunde erinnernde Zeichnungen. Einige Spezialisten sind überzeugt, dass die Schrift nur Unsinn enthält, andere meinen, dass durch die geschwungenen Schriftzeichen eine medizinisch-magische Bedeutung erzielt werden sollte. Wenn es aber doch ein Code ist „dann der beste der Welt“, sagen Handschriftenexperten.

Die Bestimmung des Alters gibt jetzt auch erstmals genaueren Aufschluss über den Entstehungsort: „Es gibt ein detailreiches Bild einer Burg“, sagten die „Universum“-Regisseure Klaus Steindl und Andreas Sulzer zuletzt der österreichischen Zeitung „Kurier“. „Die gezeichneten Schwalbenschanz-Zinnen hat es Anfang des 15. Jahrhunderts nur in Norditalien bis rauf ins heutige Südtirol gegeben. Hier muss der Autor gelebt haben.“

Das Pergament war 1912 vom New Yorker Antiquariatsbuchhändler Wilfried Voynich in der Villa Mondragone nahe Rom in einer Truhe gefunden worden. Es war Teil des Nachlasses des Gelehrten Athanasius Kirchner aus dem 17. Jahrhundert, Vorbesitzer war Kunstliebhaber Kaiser Rudolf II. (1576-1612) gewesen.

Über Umwege gelangte die Handschrift schließlich nach Yale, wo im Katalogtext zu lesen ist: „Verschlüsseltes Manuskript. Wissenschaftlicher oder magischer Text in nicht identifizierter Sprache, in Geheimschrift.“ Die faszinierenden Einzelheiten der neuen Forschungsergebnisse zeigt der ORF am Donnerstagabend in einem Film.


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